München will schwule Spiele

München - Der Traum von Olympia 2018 ist in München zwar schon lange ausgeträumt. Jetzt könnte die Stadt in sechs Jahren aber trotzdem zum Austragungsort einer sportlichen Großveranstaltung werden. Ein Organisationsteam von Vertretern aus schwul-lesbischen Sportvereine bereitet eine Bewerbung um die „Gay Games 2018“ vor. Die Unterstützung aus dem Rathaus ist ihnen sicher.
Mehr als 10 000 Teilnehmern aus 68 Ländern, rund 30 Sportarten – die Veranstaltung zählt zu den weltweit größten Breitensportturnieren. Für Bürgermeisterin Christine Strobl wären die „Gay Games“ ein „tolles Aushängeschild für Weltoffenheit und Toleranz der Stadt“.
Schon im Jahr 2004 war München und insbesondere der Olympiapark Schauplatz für ein schwul-lesbisches Sport-Ereignis. Damals traten 5500 Athleten bei den „Eurogames“ an. Laut Tourismusamt lag der Gesamtumsatz durch die Spiele bei 12,3 Millionen Euro.
Das Regenbogen-Olympia in sechs Jahren wäre freilich noch eine Nummer größer. „Im Herbst 2013wird entschieden, welche Stadt Ausrichter der Veranstaltung ist“, sagt Hermann „Beppo“ Brem vom Organisationskomitee. Er hatte auch schon daran mitgearbeitet, die „Eurogames“ nachMünchen zu holen.
Bis zum Januar muss jetzt ein „Bid Book“ abgeben werden – also die offiziellen Bewerbungsunterlagen. München ist allerdings nicht der einzige Interessent. Auch Paris, Orlando und Brasilien (wahrscheinlich mit Rio) wollen sich bewerben. „Der größte Konkurrent ist aber London“, sagt Brem.
Seit 1982 finden die „Gay Games“ alle vier Jahre statt. Klar: Die allermeisten Sportler, die sich bei dem Turnier messen, sind schwul oder lesbisch. „Man kann aber auch als Hetero mitmachen“, sagt Bürgermeisterin Strobl. „Wir wollen, dass im Grunde die ganze Stadt mitmacht“, sagt Hermann Brem. Und sei es bloß beim Kulturprogramm.
Deswegen haben die Organisatoren ihrer Bewerbung auch den Arbeitstitel „Munich united“ gegeben – auf deutsch: München vereinigt. Das ist auch eine Anspielung darauf, dass es vor einigen Jahren eine Spaltung der Spiele gab. Seither finden neben den „Gay Games“ auch noch „Outgames“ statt. Derzeit wird aber über eine Zusammenlegung diskutiert. Im Mai fällt die Entscheidung. München will sich bloß dann bewerben, wenn es vereinigte Spiele gibt.
Ein heikler Punkt sind die Finanzen. Die „Gay Games“ in Amsterdam (1998) und in Sydney (2002) endeten jeweils mit einem Millionen-Defizit. Auch die lokalen Veranstalter der Spiele im Jahr 2010 in Köln mussten ein Jahr später Insolvenz anmelden. Mitorganisator Brem ist aber zuversichtlich: „Wir haben es mit den Eurogames schon einmal geschafft, solche Spiele ohne Verlust hinzubekommen.“
Das Gesamtbudget soll sich auf rund sechs Millionen Euro belaufen. Das soll hauptsächlich durch Teilnehmer-Beiträge reinkommen. Die Stadt unterstützt die Bewerbungsphase mit 56 000 Euro, insgesamt würde sie 250 000 beisteuern.
Eine Frage hört Mitorganisator Brem immer wieder: Warum veranstalten Homosexuelle überhaupt ein eigenes Sportturnier? Er erklärt: „Wir leben in Deutschland auf einer Insel der Seligen“. In anderen Ländern hätten Schwule und Lesben viel größere Probleme. Vor allem für sie seien die „Gay Games“ ein wichtiges Ereignis. „Es geht um Solidarität. Darum, sich gegenseitig Mut auszusprechen.“
Wobei es schwule Sportler auch in Deutschland mitunter schwer haben. Katholische Schützen beschlossen erst im März: Homosexuelle Königs- Paare sind verboten.
Im Zentrum der Spiele steht aber einfach der Sport. Das Ganze sei keine „Freizeit-Geschichte“, sagt Brem. Es gelte ein strenges Reglement. „Und die Sportler haben einen sehr hohen Ehrgeiz, Bestleistungen zu erzielen.“