München: Wer hat Karl Radmiller getötet?

Ismaning - Als sie ihn finden, liegt er nur in T-Shirt und Unterhose im dichten Gestrüpp. Die Waldarbeiter, die hier im Wald am Isarufer nördlich von Ismaning einen Hochspannungsmasten überprüfen, rufen die Polizei. Damit ist die einmonatige Suche nach Karl Heinz Radmiller († 81) am Montag, dem 24. Oktober, zu Ende (AZ berichtete).
Jetzt geht die Suche wieder los – diesmal nach dem Mörder des Rentners. Nach der Obduktion, die keine Hinweise auf einen gewaltsamen Tod ergibt, schauten sich Forensiker der Polizei die Leiche des Milbertshofeners noch einmal genauer an. „Feingewebliche Untersuchungen“ an Knochen und Haut ergaben: Karl Radmiller wurde getötet.
„Die Verletzungen sprechen für ein Tötungsdelikt“, sagt der Chef der Mordkommission, Markus Kraus. Details nennt er aus ermittlungstaktischen Gründen nicht – auch nicht, wie Radmiller getötet wurde. Sicher ist nur: „Es besteht der Verdacht eines Raubmords“, sagt Staatsanwältin Nicole Selzam.
Radmiller wurde am 11. September von Verwandten als vermisst gemeldet – wie sich dann herausstellte, war er schon seit etwa drei Wochen verschwunden. Die Polizei findet eine Quittung vom Samstag, 20. August, in seiner Wohnung und schließt daraus, dass Radmiller an diesem Tag zum letzten Mal in seiner Wohnung ist.
Die Theorie der Ermittler: Radmiller fuhr an diesem Wochenende mit seinem schwarzen Roller der Marke Rex (Kennzeichen: 603 HP) auf den Waldparkplatz unter der B 471 bei Ismaning, die dort die Isar überquert. Laut seiner Familie war der homosexuelle Rentner öfter dort. Der Parkplatz ist ein bekannter Schwulen-Treff.
Was dann passiert, ist völlig unklar. Radmillers Leiche liegt etwa einen Kilometer vom Parkplatz entfernt. Hose, Schuhe, Schlüsselbund, Geldbeutel und Handy sind weg. In Radmillers Wohnung fehlt nichts, so Kraus – wenn der Täter die Schlüssel hat, hat er sie jedenfalls nicht benutzt.
Nach dem Fund der Leiche habe die Polizei übrigens geprüft, ob Radmiller Opfer eines Verbrechens wurde, sagt Kraus. „Damals gab es aber keine Anhaltspunkte für ein Verbrechen.“ Es sei auch jetzt nicht einmal klar, ob der Fundort auch der Tatort ist.
Deshalb bitten die Ermittler um Hilfe aus der Bevölkerung – und loben 5000 Euro Belohnung für Hinweise aus (089/2910-0). Jeder Anruf werde streng vertraulich behandelt, betont Selzam.
Ob sich jemand meldet, ist nicht gewiss. Radmiller lebte sehr zurückgezogen. Als man ihn noch am Leben wähnte, bat die Polizei auch um Hinweise. Es kam kein einziger Anruf.