München: Veronica Ferres im Mord-Prozess

München - Eigentlich will sie unerkannt bleiben. Mit dunkler Perücke sitzt die bekannte Schauspielerin Veronica Ferres in der letzten Reihen im Münchner Landgerichtssaal 266. Niemand nimmt zunächst Notiz von ihr. Im Mittelpunkt steht Ursula Katharina D. (49), die die Boutiquen-Besitzerin Ursula M. (†65) aus Rottach-Egern erdrosselt haben soll.
Schließlich fällt die Ferres doch auf, als sie mitten in der Verhandlung im Gerichtsaal fotografiert. Ein Richter raunzt: „Das ist verboten.“ Alle drehen sich um. Eine junge Frau: „Das ist die Ferres!“ Sie ist für die Serie „Lena Fauch“ – darin spielt sie eine Polizeiseelsorgerin – auf Recherche im Gericht.
Detailliert schildert Ursula Katharina D. dort den Fall. Sie sei ein psychisches Wrack gewesen, habe drei Selbstmordversuche hinter sich, seit 2009 sei sie vom Ehemann getrennt und zu ihren Söhnen (17, 19) habe sie keinen Kontakt. Der Grund für das Scheitern der Ehe sei ein Aufenthalt in der Psychiatrie: „Dort lernte ich einen Mann kennen, der mich verstanden hat.“ Für den mutmaßlichen Raubmord macht sie ihre finanzielle Not verantwortlich: „Ich wollte wenigsten mal für ein paar Tag sorglos leben.“
Nach der Pleite ihrer zwei Haarentfernungs-Studios 2009 ist sie ständig auf Jobsuche. Die in Tegernsee wohnende Angeklagte arbeitet im Sommer 2010 in der Herrenausstatter-Boutique des späteren Opfers. Der Job gefällt ihr nicht: „Ich stand nur im Laden, durfte nicht bedienen, musste nur putzen.“
Laut Anklage fasst sie am Späternachmittag des 5. Novembers 2012 den Plan, die allein lebende Ursula M. zu töten. Sie weiß aus ihrer Zeit in der Boutique, dass es in der Wohnung von Ursula M. eine Bankgeldtasche mit zirka 3000 Euro gibt. Die Wohnung von Frau M. liegt über der Boutique. Ursula M. öffnet der Angeklagten die Tür. Dann soll D. laut Ermittler sofort mit dem Messer gedroht und Geld verlangt haben. Es kommt zum Gerangel.
Dabei fügt die Angeklagte Ursula M. Schnittwunden an der Unterlippe und den Händen zu. M. verliert ihr Zahnprovisorium. Im Kampf erwürgt die Angeklagte sie angeblich mit einem Handtaschenriemen. Katharina D. flüchtet mit 250 Euro und der EC-Karte, die sie später einsetzt. Eine Videoüberwachung überführt sie. Die Angeklagte bestreitet die Mordabsicht: „Das Messer hatte ich nur zur Drohung mit. Ich wollte nur das Geld.“ Am 6. Dezember soll das Urteil fallen.