München und Region: Wie verstrahlt ist Bayern?

Auch 30 Jahre nach Tschernobyl schlummert in den Wäldern rund um München immer noch eine unsichtbare Gefahr. Ein Überblick.
Florian Zick |
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Zum Anbeißen, dieser Steinpilz? So ganz unbedenklich sind sie halt immer noch nicht. Bei Wild ist es deutlich entspannter.
az, dpa Zum Anbeißen, dieser Steinpilz? So ganz unbedenklich sind sie halt immer noch nicht. Bei Wild ist es deutlich entspannter.

München - Welche Gegend hat es damals besonders schlimm erwischt, wie steht es um Münchens Wälder und muss man ein schlechtes Gefühl haben, wenn man beim Spazierengehen Walderdbeeren aufklaubt? Die AZ hat dazu Christina Hacker vom Umweltinstitut München und Herbert Barthel vom Bund Naturschutz befragt.

 

Wie ist die Situation in Bayern?

 

Als die radioaktive Wolke über Bayern hinweggezogen ist, hat sie ihre gefährliche Fracht ungleichmäßig verteilt. Entsprechend groß sind die Unterschiede. Belastet sind auch heute noch der Raum Regen in Niederbayern, der Alpenrand zwischen Berchtesgaden und Garmisch-Partenkirchen und ein Streifen vom Allgäu über Memmingen und Mindelheim hoch nach Augsburg.

 

Wie ist es um München bestellt?

 

Recht glimpflich davongekommen ist vor 30 Jahren der Münchner Norden. Dort ist damals kaum verseuchter Regen niedergegangen. Südlich umspannt die Isar-Metropole allerdings ein radioaktiver Gürtel. Egal ob Perlacher Forst oder Fürstenrieder Park: Zwischen Ebersberg und Fürstenfeldbruck sind alle Wälder belastet.

 

Kann man dort dann überhaupt Schwammerl sammeln?

 

Das hängt sehr stark von der jeweiligen Sorte ab. Champignons sind unbedenklich, Pfifferlinge auch eher undramatisch. Bei Steinpilzen und Rotkappen dagegen wird es schon schwierig. Und von Maronenröhrlingen sollte man tatsächlich die Finger lassen.

 

Und wie sieht es mit Waldbeeren aus?

 

Da gibt es wie bei den Pilzen eine Abstufung: Wildpreiselbeeren sind recht stark belastet, Blaubeeren etwas weniger, bei Walderdbeeren ist eher der Fuchsbandwurm ein Thema und Brom- und Himbeeren kann man eigentlich bedenkenlos essen. Diese wachsen vor allem am Waldrand und nehmen deshalb nicht so viele Giftstoffe auf.

 

Und was, wenn ich Lust auf Wild habe?

 

Dann ist man mit Reh und Hirsch auf der sicheren Seite. Deren Fleisch ist in der Regel höchstens gering belastet. Anders sieht es bei Wildschweinen aus. Diese fressen Pilze, wühlen im Untergrund gerne mal nach Käfern und haben damit „ein strahlendes Revier“, wie Expertin Hacker vom Umweltinstitut sagt. Jäger müssen deshalb immer noch viele Wildschweine im Sondermüll entsorgen.

 

Kann ich dann überhaupt irgendwas aus dem Wald bedenkenlos essen?

 

Ein bis zwei Mal im Jahr kann man ohne Probleme auf Schwammerljagd gehen. Wild wird zudem so intensiv getestet, dass eigentlich auch kein größeres Risiko besteht. Bei einem Langstreckenflug kriege man mehr Strahlung ab, sagt der Bayerische Jagdverband. Risikogruppen wie Schwangere, stillende Mütter oder Kleinkinder, so rät Bund-Fachmann Barthel, sollten auf Produkte aus dem Wald womöglich trotzdem verzichten.

 

Wann ist der Spuk denn endlich vorbei?

 

Radioaktive Isotope wie Cäsium-137 und Strontium-90 haben eine Halbwertszeit von etwa 30 Jahren, das heißt, 50 Prozent der Atomkerne sind inzwischen zerfallen. Bis aber auch die letzte Strahlung gewichen ist, werden weitere zehn Halbwertszeiten vergehen müssen. Erst in 300 Jahren wird also alles wieder so sein wie vor Tschernobyl.

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