München und die Pinkel-Posse

München auf der Suche nach dem stillen Örtchen: "Nette Toilette“ ist vorerst durchgefallen. Die Stadt will jetzt mit den Wirten reden, ob sie außerhalb der City mitmachen.
Willi Bock |
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Mit diesem Schild zeigen Wirte in anderen Städten an: Nicht nur Gäste, sondern auch Passanten dürfen die Toiletten benutzen.
Schlüter Mit diesem Schild zeigen Wirte in anderen Städten an: Nicht nur Gäste, sondern auch Passanten dürfen die Toiletten benutzen.

München - Wenn’s pressiert, dann ist den Münchnern die possenhafte Befindlichkeit von Stadträten eigentlich egal. Sie suchen einen stillen Ort. Doch das wird ihnen in München auch auf  absehbare Zeit nicht erleichtert, wie am Donnerstag die Stadtratsdebatte über „Nette Toilette“ zeigte. „Nette Toilette“ ist eine Erfindung, die in anderen Städten funktioniert: Wirte hängen ein Schild raus, dass bei ihnen nicht nur die eigene Kundschaft auf die Toilette darf.

Wie die Posse ums Geschäft anfing: Im Jahre 2011 hat der Stadtrat die Schließung von 34 öffentlichen Toiletten (vornehmlich an U-Bahnhöfen) gegen die CSU beschlossen. Als das Kommunalreferat damals vorschlug, auch in München die Wirte um „Nette Toilette“ anzusprechen, lehnte die CSU das „mit Hohn und Spott ab“,wie sich am Donnerstag nicht nur Grünen-Stadträtin Lydia Dietrich erinnerte.

Jetzt hat die CSU das selbst beantragt: Und sie bekam damit trotzdem keine Mehrheit. Fraktionsvize Hans Podiuk nutzte den Antrag zu einem Frontalangriff auf das Kommunalreferat. Es wolle zwar 34 WC-Anlagen schließen, habe aber bisher alle CSU-Vorschläge für andere Lösungen abgelehnt. „Die ganze Geschichte stinkt zum Himmel.“

Wieso die Wende? „Wir wollten erst Lösungen suchen, die die Wirte nicht belasten.“ Schließlich berief Podiuk sich auf eine E-Mail des Kreisvorsitzenden des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Der hatte behauptet: Die Stadt habe ihn seit zwei Jahren dazu nicht angesprochen. Die Verwaltung hatte aber über ihn behauptet: Er lehne die „Nette Toilette“ auch ab.

Doch das Kommunalreferat konnte mehrere E-Mails vorlegen, in denen um ein Gespräch gebeten worden war. Alle Mails und Anrufe seien nicht beantwortet worden.

Wie geht es nun weiter? Die „Nette Toilette“ ist noch nicht ganz vom Tisch. Kommunalreferent Axel Markwardt wird jetzt noch einmal das persönliche Gespräch mit dem Hotel- und Gaststättenverband suchen. Der hat signalisiert, dass er gegen die Generalöffnung der WC in City-Gaststätten ist. Aber man könne über die Wirtshäuser in anderen Stadtgebieten reden.

Für SPD-Fraktionschef Alexander Reissl ist das ein sinnvoller Weg: Schließlich wolle die Stadt in der Altstadt auch keine Klos schließen. Es gebe dort genug, und die würden auch saniert (wie gerade am Marienplatz). Man müsse mit den Wirten in den Stadtvierteln reden, wo öffentliche Toiletten geschlossen werden.

Ob aber wirklich 34 stille Örtchen dicht gemacht werden, ist ebenfalls offen: Markwardt verhandelt mit den Stadtwerken, damit die die Häusl in ihren U-Bahnhöfen übernehmen und finanzieren. Bisher haben sich die SWM geweigert. Das kann aber noch Monate dauern. Markwardt: „Solange wird kein Häusl dicht gemacht!“

 

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