München: Unbekannte Jugendliche werfen Fahrrad von Brücke auf Radler

Dem Münchner Theodor Werb knallt fast ein Fahrrad auf den Kopf. Es trifft ihn, er wird leicht verletzt und ist noch fassungslos. Er hofft, dass die Täter gefunden und bestraft werden.
von  Hüseyin Ince
An dieser Stelle am Westpark an der Ecke Stegener Weg hat jemand ein Fahrrad auf Theodor Werb geworfen.
An dieser Stelle am Westpark an der Ecke Stegener Weg hat jemand ein Fahrrad auf Theodor Werb geworfen. © Daniel von Loeper

München - Wer sich an seine Kindheit zurückerinnert, der findet mit Sicherheit auch den ein oder anderen Streich im Gedächtnis. Jeder von uns kann von Leichtsinnigkeiten vor Jahrzehnten erzählen.

Aber das, was mutmaßlich Jugendliche oder ältere Teenager am Freitag vor zwei Wochen getan haben, ist nur schwer mit Leichtsinn zu erklären.

München: Radfahrer verunfallt in der Nähe des Westparks

Theodor Werb, 42, ein Veranstaltungstechniker, ist an dem Tag mit seinem Radl auf dem Heimweg gewesen. Er fuhr eine Strecke, die ihm sehr gut bekannt ist, entlang des Stegener Weges. In der Nähe des Westparks führt der Weg durch eine Art Unterführung.

Als Werb dort herausfuhr, geschah es. "Ich habe es zunächst überhaupt nicht glauben können", erzählt er der AZ.  Denn Werb verunfallt. Der erfahrene Radler war aber nicht ausgerutscht oder hatte ein falsches Lenkmanöver vollzogen.

Westpark: Damenrad wird von Brücke geworfen und trifft Mann an linker Schulter

Nein, ihm war ein altes Damenradl fast auf den Kopf gefallen. "Es hat mich an der linken Schulter gestreift, ich bin daraufhin gestürzt", erzählt er immer noch ungläubig. Werb sammelte sich. Ohnehin war das eine sehr unglückliche Woche für ihn.

Beim Essen in einem arabischen Restaurant ist ihm ein Zahn herausgebrochen, am Tag nach dem Unfall am Stegener Weg ist er versehentlich mit ausgefahrenem Radlständer gefahren, woraufhin er stürzte und mit dem Kopf gegen ein Verkehrsschild knallte.

"Mordversuch": Zwei Jugendliche entfernen sich zügig vom Tatort

"Aber das", sagt Werb nachdrücklich, wenn er über das alte Radl spricht, das ihm den Schädel hätte zertrümmern können, "das ist einfach fahrlässig. Das grenzt an einen Mordversuch!" Nachdem Theodor Werb jedenfalls durch das heruntergefallene Rad gestürzt war, stand er wieder auf und sah oben auf der Brücke zwei Jugendliche, die zügig in zwei verschiedene Richtungen liefen. "Die hatten beide Sportklamotten an, mit Kapuzenpullis, tief ins Gesicht gezogen. Farbe hellgrau und hellbeige" erinnert er sich.

Werb war wütend. Er stieg auf das Rad und wollte einen der beiden Männer, die das Radl wohl geworfen hatten, stellen. "Aber er ist verschwunden, ich habe ihn nicht gefunden", erzählt Werb. Der andere war auch schon längst weg.

Zwei weitere Leute standen oben auf der Brücke. Eine Münchnerin und ein Mann mit Hund. "Die Frau sagte, sie macht gerne eine Zeugenaussage", erinnert sich Theodor Werb. Sie tauschten die Kontaktdaten aus.

Doch der Mann mit Hund war ebenfalls verschwunden. Werb fuhr mit dem Schock in den Gliedmaßen und noch leichten Schmerzen erst einmal nach Hause.

Von Fahrrad getroffen: Opfer lässt Verletzungen beim Arzt dokumentieren

Doch die Schmerzen wurden größer. Und der Schock saß tief. "Ich frage mich bis heute, wie man auf die Idee kommen kann, so respektlos vor dem Leben anderer Menschen zu sein", erzählt Werb.

Als der Schock nachließ, aber die Schmerzen immer noch nicht, fuhr er zum Arzt und ließ sich seine Verletzungen dokumentieren: Hämatom in der rechten Kniekehle, "zwölf Mal sechs Zentimeter, inzwischen tiefschwarz", sagt Theodor Werb. Dazu hatte er Schürfwunden am Ellbogen und ein Loch in der Jacke.

Fahrrad von Brücke geworfen: "Das ist kein Kavaliersdelikt"

Werb ist sicher: "Wenn mir so ein zehn bis 15 Kilogramm schweres Rad auf den Kopf gefallen wäre, hätte ich auch sterben können", sagt er. Gerade nach seinem weiteren Unfall am nächsten Tag möchte er sich jetzt unbedingt einen Radhelm kaufen, so schnell wie möglich. Bisher fuhr er selbstsicher ohne, bis zu 30 Kilometer am Tag. Ich liebe mein Fahrrad", sagt Werb.

Bei der Polizei erstattete der Veranstaltungstechniker auch schon Anzeige gegen Unbekannt. Ein Polizeisprecher sagt: "Das ist wirklich kein Kavaliersdelikt. Es geht hier um gefährliche Körperverletzung und um einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr." Die Beamten ermitteln. Sie haben das Rad beschlagnahmt, das von der Brücke geworfen worden ist, werden darauf Spuren sichern und die Zeugen befragen.

Fahrrad-Wurf im Westpark: Zeugen gesucht

Vor allem der verschwundene Mann mit dem Hund könnte wichtige Beobachtungen schildern. Er und auch weitere Zeugen, die am Freitag, den 19. Mai kurz vor 14 Uhr am Stegener Weg waren und etwas beobachten konnten, können sich melden unter 089/29100.

"Ich werde und kann das nie verzeihen, möchte, dass die beiden gefunden und hart bestraft werden", sagt Werb. Die körperlichen Wunden werden verheilen, da ist er sicher, aber "das ist mein fast täglicher Weg. Ich bin echt kein ängstlicher Mensch, aber ich schaue jetzt jedes Mal nach oben, ob da jemand etwas herunterschmeißt, wenn ich entlangfahre", sagt Werb.

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