München übersteht ersten Sturm - doch der nächste weht schon an

München - Bis Donnerstagnachmittag stürmte Tief "Ylenia" über München – am Ende verursachten die Windböen keine größeren Schäden. Die Stadt hat den Sturm recht glimpflich überstanden, zumindest im Vergleich zu anderen Teilen Deutschlands, wo es teils heftige Orkanböen gab.
Die Münchner Feuerwehr musste ab Mittwochabend nur zu wenigen sturmbedingten Einsätzen ausrücken – insgesamt waren es bis Donnerstagnachmittag lediglich 30. "An vergleichbaren Stürmen gingen die Alarmzahlen schnell in den dreistelligen Bereich, glücklicherweise dieses Mal nicht", teilte die Feuerwehr am Abend mit.
Der wohl spektakulärste Sturm-Einsatz ereignete sich in Solln, wo eine 20 Meter hohe Fichte abgebrochen ist und sich auf ein Haus gelegt hat. Ansonsten blieb es größtenteils bei herabgefallenen oder abgebrochenen Ästen. Personen wurden in München durch den Sturm laut Feuerwehr nicht verletzt. Auch über größere Sachschaden sei nichts bekannt.

Stadt München warnt: Parks und Grünanlagen nicht betreten
Die Stadt München hatte am Donnerstagvormittag eine offizielle Warnung herausgegeben. Das Baureferat warnte dringend davor, Parks und Grünanlagen zu betreten. Die Bayerische Schlösserverwaltung hatte bereits zuvor auf den Sturm reagiert und aus Sicherheitsgründen einige Hof- und Schlossgärten geschlossen, unter anderem auch den Nymphenburger Schlosspark. Zudem empfahl die Verwaltung, öffentliche Grünanlagen wie beispielsweise den Englischen Garten zu meiden.
Auch sämtliche städtische Friedhöfe in München blieben am Donnerstag geschlossen, geplante Trauerfeiern und Bestattungen fanden allerdings statt. Ebenso geschlossen: Sämtliche Wertstoffhöfe der Stadt, das teilte der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) mit.
Wegen des starken Windes in München waren sogar Impfungen auf der Theresienwiese zeitweise nicht möglich – das teilte die Stadt am Donnerstagvormittag mit. Gegen Nachmittag, als sich der Sturm wieder etwas legte, hatte die Impfstation dann aber wieder geöffnet.
Der Tierpark Hellabrunn in München machte zwar zunächst auf. Am Mittag teilte die Verwaltung dann allerdings mit, dass der Tierpark für den gesamten Donnerstag "mit sofortiger Wirkung" geschlossen werde. Für Freitag war dann wieder eine reguläre Öffnung geplant.
Beeinträchtigungen bei der Münchner S-Bahn
Auch bei der S-Bahn München kam es wegen des Sturms teilweise zu Verspätungen und Ausfällen. Grund dafür waren vor allem Bäume, die auf Gleise oder Oberleitungen gestürzt sind. Am Donnerstagmorgen und -vormittag waren mehrere Linien betroffen, unter anderem die S2, die S4, die S6 und die S7.
Glücklicherweise sorgte der Sturm auf einer Teilstrecke der S7 bei Schäftlarn für keine größeren Probleme. Hier waren am Montag zwei S-Bahnen miteinander kollidiert. Am Donnerstag begann dann wie geplant die Bergung der Züge.
Deutlich schwerer war der Bahnverkehr im Rest Deutschlands sowie Teilen Bayerns betroffen. Die Deutsche Bahn (DB) hatte den Fernverkehr am Donnerstagmorgen in mehreren Bundesländern eingestellt. In Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg verkehrten bis zum Mittag keine Züge des Fernverkehrs.
Im Nordosten und Osten Bayerns fielen zahlreiche Züge im Regionalverkehr aus. Betroffen waren zehn Regionalexpress-Linien in Franken und der Oberpfalz, wie die Deutsche Bahn Regio Bayern mitteilte.
Sturm "Ylenia": Tausende Bayern ohne Strom
Doch nicht nur Züge fielen wegen des Sturms in Bayern aus – zeitweise hatten Tausende Haushalte im Freistaat auch keinen Strom! Alleine der größte Stromnetzbetreiber des Freistaats, Bayernwerk Netz, verzeichnete 10.000 Betroffene, wie ein Sprecher am Donnerstagmorgen sagte. Meist wurde die Versorgung demnach schnell wieder hergestellt. Ursache für die Ausfälle seien häufig auf Leitungen gestürzte Bäume.
Zudem fiel wegen möglicher Gefahren auf dem Schulweg der Unterricht in vielen Regionen aus, vor allem in Oberfranken. Auch am Freitag könnte wegen des erwarteten starken Windes Unterricht an bayerischen Schulen ausfallen. "Es kann durchaus sein, dass es morgen auch noch zu Unterrichtsausfällen kommt, wenn es die Wetterlage erfordert", sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Donnerstag. Viele Schulen hätten schnell reagiert und hielten Distanzunterricht ab, teilte das Kultusministerium mit. "Vor allem der Schulweg ist bei diesem Wetter gefährlich – deshalb: Bitte nehmen Sie die Sturmwarnung ernst und bleiben Sie zu Hause, wenn es irgendwie geht", sagte Piazolo.
Sturm sorgt in Bayern nur für wenige Flugausfälle
Der Flugbetrieb in Bayern war vom Sturmtief kaum betroffen. Die Flughäfen München, Nürnberg und Memmingen meldeten am Donnerstagmorgen weitgehend bis vollständig normalen Betrieb und keine Schäden. In München kam es zum Ausfall von sieben Starts und sieben Landungen. Das lag allerdings zum Teil auch an den Wetterbedingungen an anderen Flughäfen, wie ein Sprecher sagte. Zum Großteil lief der Betrieb normal.
Wetterdienst warnt vor Sturmböen in Bayern - im Norden vor orkanartigen Böen
Viel Zeit zum Durchschnaufen bleibt nicht, denn nach "Ylenia" folgt mit "Zeynep" das zweite Sturmtief innerhalb kurzer Zeit. Die höchsten Windgeschwindigkeiten werden am Freitagabend und in der Nacht zum Samstag erwartet, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. Das Tief erreicht Bayern demnach erst im Nordwesten und zieht dann in Richtung Alpen.
Von Abend an werden dann von Nordwest nach Südost Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten zwischen 75 und 100 Stundenkilometern erwartet, auf den Bergen kann der Wind auch noch stärker wehen. In Franken werden vereinzelt auch im flachen Land orkanartige Böen bis 115 Stundenkilometer erwartet. In der zweiten Hälfte der Nacht zum Samstag soll der Wind dann etwas abflauen, der DWD rechnet mit Böen zwischen 55 und 70 Stundenkilometern.
Auch für München besteht aktuell eine amtliche Warnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vor Windböen – die erste von insgesamt vier Warnstufen. Die Warnung für die Landeshauptstadt gilt vorerst bis Samstag um 5 Uhr.
Was ist die Ursache für den Sturm?
Auslöser der Stürme sind ungewöhnlich große Temperaturunterschiede über dem Atlantik – kalte Luft aus Nordeuropa trifft auf warme Luft aus den Subtropen, in der Folge bildet sich eine Orkanzone mit extremen Westwinden. "Wir sind aktuell in einer zunehmend lebhaften und sehr kräftigen Westströmung", erläutert DWD-Experte Guido Wolz. "Wir sind genau im Bereich der Zone, wo diese Luftmassen aufeinandertreffen", sagt Wolz. "Die Natur ist immer bestrebt, sich auszugleichen, entsprechend bringt dies eine heftige Tiefdruckentwicklung mit sich."
Deutschland befindet sich mitten in einer großen Sturm-Serie. Bis Anfang der kommenden Woche wechseln sich Warm- und Kaltfronten in schneller Folge ab. Die Konsequenz: Weitere Stürme und orkanartige Böen.