München: Toll, trendig, aber total intolerant

Laut der Studie „Städte im Wettbewerb“ leben in München die kreativsten Köpfe. Aber die Stadt ist teuer, uncool - und an Toleranz fehlt’s uns auch.
von  Abendzeitung
Der Blick vom Maximilianeum in die Stadt München.
Der Blick vom Maximilianeum in die Stadt München. © Martha Schlüter

MÜNCHEN - Laut der Studie „Städte im Wettbewerb“ leben in München die kreativsten Köpfe. Aber die Stadt ist teuer, uncool - und an Toleranz fehlt’s uns auch.

Dass München die schönste und reichste Stadt ist, war uns schon lange klar – aber die Kreativste? Sind uns da Berlin und Hamburg nicht weit voraus? Laut der Studie „Städte im Wettbewerb“ der Unternehmensberatung Roland Berger und der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sind sie es nicht. Die hat untersucht, wie groß die kreative Klasse in zehn ausgewählten deutschen Städten ist. Da liegt München vorn.

Die Städte wurden vor allem auf Technologie, Talent und Toleranz geprüft. Das „sind die Merkmale, die eine Stadt für die Kreativen attraktiv sein lassen“, heißt es in der Studie. „Nur wo alle drei Bedingungen gegeben sind, gedeiht ein innovatives urbanes Umfeld, Voraussetzung für mehr Wohlstand.“ Technologisch macht München keiner was vor: Hier entstehen die meisten technologieintensiven Firmen, etwa in der IT-Branche.
Nach Stuttgart melden die Münchner die meisten Patente an.

Pro Einwohner werden hier die meisten Internet-Domains angemeldet. Auch die größten Talente treiben sich an der Isar rum:

In München arbeiten die meisten Angestellten in der Forschung und Entwicklung. nDer Anteil der Hochschul- Absolventen lag 2005 mit 20,1 Prozent am höchsten.

Viele schlaue junge Leute

Münchner Studenten holten bei der Exzellenzinitiative des Bundesforschungsministeriums die meisten Punkte. So viele schlaue junge Leut’ – kein Wunder, dass wir auch die teuerste Stadt sind: nDie Kaltmieten liegen laut Mieterschutzbund bei 9,41 Euro – ein teureres Pflaster gibt es nicht.

Ein Espresso kostet im Schnitt 2,80 € – mamma mia

Hier parken die meisten Porsches. Wer sich jetzt voller Stolz in seinen Porsche schwingen will – vorsicht: München ist zwar schlau und up to date, cool ist es nicht. Der Anteil der Bohème (freie Schriftsteller, Künstler, Musiker) ist laut Studie viel zu gering. Eine echte Subkultur gibt’s nicht. Münchens Szene ist schlaff.

An Toleranz fehlt’s uns auch: hier wurde untersucht, ob die Wähler moderat sind, es viele ausländische Studenten gibt und ob Homosexuelle anerkannt und Ausländer integriert werden. München landete auf Rang sechs. Auf dem letzten Platz liegt Nürnberg. Da wirkt Bayern auf einmal ganz unmodern.

T. Gautier

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