München sucht den Super-Vermieter

Herz soll er haben, eine bezahlbare Miete einfordern und soziales Engagement zeigen. Dafür lobt die Stadt jetzt einen Preis aus.
von  Julia Lenders
Superheld Vermieter – so der AZ-Vorschlag für ein künftiges Logo der Aktion „Vermieter mit Herz“.
Superheld Vermieter – so der AZ-Vorschlag für ein künftiges Logo der Aktion „Vermieter mit Herz“. © AZ

MÜNCHEN - Was haben Vermieter, Banker und, sagen wir mal, Schwarzfahrer-Kontrolleure gemeinsam? Vorsichtig ausgedrückt: Diesen Gruppen schwappt nicht gerade von vornherein eine Woge an Sympathie entgegen. Auch wenn es solche und solche Vertreter der Zunft gibt. Wie überall.

Bei den Vermietern will die Stadt München jetzt mal genauer hinschauen. Und positive Beispiele gleich mit einem Preis ehren. Motto: „Vermieter mit Herz” gesucht. Soziales Engagement? Das ist in der Stadt des Wohnwahnsinns künftig preiswürdig.

Ein Mal im Jahr sollen soziale Vermieter – Privatleute, Gesellschaften oder Genossenschaften – ausgezeichnet werden. Das hat der Sozialausschuss gestern einstimmig beschlossen. Die erste Kür ist wohl im nächsten Jahr. Erst muss noch am Feinkonzept gefeilt werden.

Die Ideengeber zu der Aktion kommen aus der SPD. Es gäbe, so meinten die Stadträte Andreas Lotte und Beatrix Zurek in ihrem Antrag, „zahlreiche Wohnungsgesellschaften sowie private Vermieter”, die bezahlbaren Wohnraum anböten: „Statt Gewinnmaximierung streben sie stabile und sozial ausgewogene Mietverhältnisse an und leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft.” Das solle angemessen gewürdigt werden.

München sucht den Super-Vermieter. Das Sozialreferat erhofft sich „Denkanstöße und Handlungsideen” für andere Hausbesitzer sowie „Impulse zu einer Debatte um die Mietersituation”.
Und die ist bekanntlich: mies. Daran wird die Preisvergabe nichts ändern.

SPD-Mann Christian Müller sagt: „Wir sind nicht der Hoffnung, dass sich damit die Mieten senken lassen.” Für CSU-Stadtrat Marian Offman geht es auch um ein „gutes Gefühl”, „um eine Bestätigung”.

Mehr dürfen die künftigen Preisträger wohl nicht erwarten. Zu gewinnen gibt’s bei dem Wettbewerb: nix. Es sei denn, es fänden sich noch Sponsoren. Vorerst soll der Preis aber eher symbolischer Natur sein. Im Stadtratsbeschluss ist von einem offiziellen Akt die Rede, von einer Urkunde und etwa einem „attraktiven Bildband”. Also nicht unbedingt eine Dotierung, die Heuschrecken überzeugen dürfte, sich in Lämmer zu verwandeln. Doch darum geht’s ja auch nicht.

Bleibt eine Frage: Was macht einen sozialen Vermieter aus? Der Kriterienkatalog steht noch nicht fest. Die Vorschläge reichen von der „Schaffung oder Ermöglichung von Kinderbetreuungsplätzen” bis hin zur „Beratung bei Miet-Rückständen”.

Wer sich sozialer Supervermieter nennen darf, das soll eine Jury entscheiden mit Vertretern aus Verwaltung, Mieterbeirat, Stadtrat, Mieterverein sowie Haus- und Grundbesitzerverein. Jeder Vermieter, der sich bewirbt, soll mindestens ein Referenzschreiben eines Mieters beilegen. Damit klar ist, dass nicht nur er allein sich für sozial hält.

Abgeblitzt ist das Sozialreferat übrigens mit seiner Bitte um mehr Personal für die Kür. Von zehn Extra-Stunden pro Woche in der Mietberatungsstelle war die Rede. Doch davon wollten die Stadträte nichts hören. Jetzt soll der Wettbewerb mit jährlich 5000 Euro aus Restmitteln bestritten werden.

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