München: "Stolpersteine" in Sendling geschändet? Staatschutz nimmt Ermittlungen auf

München - 147 "Stolpersteine" sind derzeit in München verlegt. Mit ihnen soll mittels einer Messingplakette an Opfer des Nationalsozialismus erinnert werden, die in München lebten und wirkten. Zwölf von ihnen, allesamt im Hof des Anwesens in der Sendlinger Kyreinstraße 3, wurden in der Nacht zum 21. Juli wohl gezielt das Ziel einer Schändung möglicherweise mit Fäkalien.
Wie die Polizei der AZ bestätigte, entdeckte ein Anwohner die Messingsteine, die mit einer braunen Substanz beschmutzt waren, und informierte die Polizei. Als die Beamten vor Ort eintrafen, waren die "Stolpersteinen" jedoch bereits gereinigt, was die Ermittlungen in diesem Fall erschweren dürfte.
"Stolpersteine" mit Exkrementen beschmiert? Staatsschutz ermittelt
Der alarmierende Anwohner hatte allerdings zuvor Fotos von den beschmutzten Messingsteinen gemacht. Ob es sich bei der Substanz um menschliche oder tierische Exkremente oder um feuchte Erde handelt, sei derzeit unklar, so ein Polizeisprecher.
Die "Stolpersteine" auf dem Hof des von den Nazis so genannten "Judenhauses", befinden sich hinter einem Metallzaun, welcher das Anwesen von der Straße trennt.
Wegen des Verdachts der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener (§189 StGB) ermittelt nun der Staatsschutz. Eine solche Tat kann mit Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren geahndet werden.
Die Stolpersteine in der Sendlinger Kyreinstraße 3 sind Betty, Esther, Hanna und Simon Berger, Julia Früh, Wilhelm Mamma, Natalie und David Mayer, Irma, Richard und Wolfgang Reiss sowie Eugenie Isaac gewidmet. Sie wurden dort in den Jahren 2009 und 2011 vom Künstler Gunter Demnig verlegt, der das Kunstprojekt mit den Gedenksteinen an die Opfer der NS-Diktatur im Jahr 1996 startete.
München: "Stolpersteine" auf öffentlichem Grund verboten
In München ist das Verlegen der "Stolpersteine" auf öffentlichen Grund untersagt, dies beschloss der Stadtrat im Jahr 2015. Als Gedenkform wurden die Steine vor allem von der Münchner israelitischen Kultusgemeinde abgelehnt, da es laut deren Präsidentin, Charlotte Knobloch, nicht hinnehmbar sei, dass die Namen von jüdischen Opfern des Nationalsozialismus "im Straßenschmutz" angebracht und mit den Füßen getreten werden.

Anstelle der "Stolpersteine" werden in München seit 2018 an den früheren Wohnhäusern oder Arbeitsstätten der NS-Opfer Gedenktafeln und Stelen angebracht bzw. davor aufgestellt.