München Stift: Keine Pflege ohne Zuwanderung

Warum München Stift gegen den Notstand im Personal verstärkt auf Migranten setzt.
von  Lisa Marie Albrecht

München - Mehr Fachkräfte, die sich um die immer größer werdende Zahl an pflegebedürftigen Senioren und Seniorinnen kümmern – diesen Wunsch teilen sowohl Pflegeheime als auch Angehörige. Doch in der Realität herrscht beim Personal deutschlandweit Notstand – die München Stift GmbH, setzt deshalb verstärkt auf die Ausbildung von Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchteten.

"Pflege wäre ohne Zuwanderung nicht mehr möglich", sagt Geschäftsführer Siegfried Benker. Schon jetzt haben 60 Prozent der Mitarbeiter in den 13 Einrichtungen einen Migrationshintergrund. Bei den 62 Nachwuchskräften, die am 1. September in ihre einjährige Ausbildung zum "Pflegefachhelfer" bzw. zur "Pflegefachhelferin" gestartet sind, haben sogar 90 Prozent ausländische Wurzeln. Zusätzlich baut München Stift auch die Schulung von Flüchtlingen aus: Bereits im September 2016 hatten 18 die einjährige Ausbildung begonnen, in diesem Jahr starten 14. Von den 18 Azubis haben 15 den Abschluss geschafft, fünf treten nun die Ausbildung zum Altenpfleger an, ein weiterer bleibt als Pflegefachhelfer im Unternehmen.

"Verständigung fällt oft schwer"

Theresa Gümüs, Ausbildungsbeauftragte im Hans-Sieber-Haus in der Manzostraße, beschreibt die Geflüchteten als sehr motiviert: "Sie können das Gelernte schnell umsetzen. Nur die Verständigung mit den Bewohnern fällt oft schwer, besonders, wenn sie Bairisch sprechen." Einer ihrer neuen Schützlinge, der 25-jährige Haroon Muyenje aus Uganda, hat eigentlich Schreiner gelernt. "Aber ich fand diese Arbeit interessant. Ich bin Zuhause auch mit Oma und Opa aufgewachsen, und die alten Leute haben viele Geschichten zu erzählen."

Die Gründe dafür, dass viele Einheimische kein Interesse an der Pflege haben, sieht Bürgermeisterin Christine Strobl, im Aufsichtsrat von München Stift, vor allem in der schlechten Bezahlung. Das Unternehmen hat deshalb gemeinsam mit Verdi einen neuen Tarif ausgehandelt, der ein Einstiegsgehalt von 3.000 Euro für Berufsanfänger vorsieht.

Auch in der ambulanten Pflege geht es voran: In der Rümannstraße soll heuer eine Kurzzeitpflege entstehen.

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