München: Startbahngegner demonstrieren am Richard-Strauss-Brunnen
"Ich hätte vor fünf Jahren nicht gedacht, dass wir jetzt wieder hier stehen würden", schimpft der Landtagsabgeordnete Michael Piazolo (Freie Wähler). Der schönste Tag seiner politischen Karriere sei es gewesen, als die Münchner eine dritte Startbahn abgelehnt haben. Er steht aber wieder da bei einer Protestdemo gegen das umstrittene Projekt.
Startbahngegner verschiedener Organisationen haben sich am Freitagvormittag am Richard-Strauss-Brunnen versammelt, zu einem wohlgewählten Zeitpunkt. Am Sonntag will Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) die neuesten Zahlen des Flughafens analysieren, dann soll eventuell eine Entscheidung fallen, wie es mit dem Projekt 3. Startbahn weitergeht.
Bürgerentscheid ist nur ein Jahr bindend
Helga Stieglmeier vom Bündnis AufgeMUCkt, macht dem Flughafen eine regelrechte Kampfansage: "Wir sind sofort kampagnenbereit. Wenn es irgendwelche Tricksereien geben sollte, lernen die uns richtig kennen."
Bindend ist der Bürgerentscheid für den Stadtrat nur ein Jahr. Solange der allerdings keinen anderen Beschluss gefasst hat, bleibt der Entscheid gültig. Sollte es einen zweiten Bürgerentscheid geben, ist sich Christian Magerl, Landtagsabgeordneter der Grünen, sicher: "Wir würden wieder gewinnen."
Lufthansa verlegt fünf A380 nach München
Lärm, Flächenverbrauch, Luftverschmutzung – die Argumente der Gegner haben sich seit der Debatte 2012 nicht geändert. Allerdings bemerkt Piazolo: "Inzwischen sehen viele das Wachstum der Region München kritischer." Und das würde der Ausbau am Flughafen weiter befördern. Die Argumentation der Befürworter, der Flughafen stoße bald an die Grenzen seiner Kapazitäten, weist Magerl zurück: "Der Flughafen hat noch etwa 100 000 Flüge Kapazität frei. Und gleichzeitig wird ja versucht anderen Flughäfen die Flüge wegzugaunern."
Tatsächlich verlegt die Lufthansa gerade fünf Airbus 380 von Frankfurt ins Erdinger Moos, zusammen mit 15 Airbus A350 kommen in den nächsten Monaten zehn Großflugzeuge mehr, als ursprünglich geplant nach München.
Besonders die Feinstaubbelastung treibt die Gegner der Startbahn an. "Bei der Prüfung der Umweltverträglichkeit wurde bereits festgestellt, dass die Grenzwerte für Stickoxide mit der dritten Startbahn überschritten würden", moniert Magerl. Die Argumentation des Flughafens, das würde im Straßenverkehr ausgeglichen, sei schlicht falsch. Ludwig Sellmeir wohnt in Marzling bei Freising und erzählt: "Als ich mein Dach vor 25 Jahren gedeckt habe, waren die Ziegel noch rot. Heute sind sie schwarz."
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