München: Stadtkämmerer Ernst Wolowicz hört auf

München - Im Rathaus gibt es nicht viele, die das Kaliber von Ernst Wolowicz haben. Der Kämmerer ist seit Jahrzehnten in wichtigen Funktionen aktiv, als Fachmann in seinem komplizierten Spezialgebiet unumstritten – und einer der wenigen, die wirklich Humor haben.
So hat es der 65-Jährige geschafft, dass bei den jährlichen Haushaltsreden immer gelacht wird. Doch jetzt wird Wolowicz das Rathaus wohl verlassen. Gestern bestätigte er auf AZ-Nachfrage Gerüchte, die in Rathaus- und Parteikreisen seit Tagen kursierten.
"Aus persönlichen Gründen", wie er betont, will Wolowicz schon Ende Oktober in den Ruhestand gehen.
Wolowicz-Abschied: Letztlich entscheidet der Stadtrat
Eigentlich dauert seine Amtszeit bis 2022. "Im Oktober bin ich 65 Jahre und sieben Monate alt", sagte der Kämmerer. „Meine Absicht ist, dann in den verdienten Ruhestand zu gehen.“ Er habe OB Dieter Reiter gebeten, einen entsprechenden Antrag zu stellen.
Letztlich werde der Stadtrat entscheiden. Im Rathaus gilt als sicher, dass dieser dem nachkommen wird. Dem Vernehmen nach steht noch eine rechtliche Prüfung bei der Regierung von Oberbayern aus, ob der Kämmerer früher gehen darf. Wolowicz war seit 2004 Stadtkämmerer, davor hatte er bereits verantwortliche Positionen im Direktorium und – zur Amtszeit von Georg Kronawitter – im OB-Büro innegehabt.
Wolowicz wurde stets auch von der Opposition mit gewählt. In den vergangenen Jahren machte er als Mahner auf sich aufmerksam. Die extrem hohen Gewerbesteuereinnahmen dürften den Stadtrat nicht zu hohen Ausgaben verleiten, so seine These. Gewerbesteuern könnten schnell einbrechen. Ausgaben, etwa für einmal geschaffene Stellen, blieben aber hoch.
Wolowicz-Abschied: SPD sucht Nachfolger
In der SPD spielte das Parteimitglied nur im Hintergrund eine Rolle, dort aber eine wesentliche. Als Berater sei er oft wichtig gewesen, heißt es aus der SPD. Die hat ein Vorschlagsrecht. Dem Vernehmen nach läuft in der SPD alles auf Arbeiterwohlfahrt-Chef Christoph Frey (41) hinaus, der schon einmal für die SPD im Stadtrat saß.
Parteiintern soll es allerdings auch Kritiker an dieser Variante geben. SPD-Fraktionschef Alexander Reissl sagte auf Nachfrage aber nur, er sei "überzeugt, dass wir einen geeigneten Kandidaten finden".