München: Stadtführer protestieren auf dem Marienplatz

Corona bedeutet für Reiseleiter: kein Cent Verdienst und bislang keine Entschädigung. Der Protest auf dem Marienplatz.
von  Daniel von Loeper, Nina Job
Alejandra Gonsepatt zeigte Spaniern die Stadt – bis Corona kam.
Alejandra Gonsepatt zeigte Spaniern die Stadt – bis Corona kam. © von Loeper

München - Reiseleiter sind auf dem Marienplatz normalerweise ständig zu sehen. Sie gehören zum Stadtbild – oft mit einem Schirm als Erkennungszeichen für ihre Touristengruppen. Doch die sind schon seit Wochen nicht mehr in der Stadt und im Land – und werden wohl so bald auch nicht wiederkommen.

Die Einnahmen der Reiseleiter sind auf null gesunken. Am Freitag versammelten sich rund 50 von ihnen bei nasskaltem Wetter mit Regenschirmen auf dem Marienplatz, um auf ihre schwierige Situation aufmerksam zu machen.

Alejandra Gonsepatt zeigte Spaniern die Stadt – bis Corona kam.
Alejandra Gonsepatt zeigte Spaniern die Stadt – bis Corona kam. © von Loeper

Fremdenführerin Alejandra Gonsepatt (61) führt normalerweise Gäste aus Spanien durch die Stadt. "Vor Corona ging es mir beruflich super. Jetzt ist alles auf null." Sie rechnet damit, dass sie bis Mai 2021 nicht als Fremdenführerin arbeiten kann. "Ich hoffe, dass der Staat hilft, diese schwierige Zeit zu überbrücken", sagt sie.

Reiseführer in München: "Die Soforthilfen kommen bei uns nicht an"

Auch Gästeführer Thomas Deppe steht seit Corona beruflich im Regen: "Wir sind völlig ohne Unterstützung." Der 56-Jährige hofft, dass es für die Beschäftigen in der Reisebranche zumindest einen Verdienstausfall oder Entschädigung gibt.

Thomas Deppe hofft auf staatliche Unterstützung.
Thomas Deppe hofft auf staatliche Unterstützung. © von Loeper

"Die angekündigten Soforthilfen von Bund und Land kommen bei uns nicht an", klagt Gästeführerin Elvira Bittner. "Auch nicht bei den meisten anderen Solo-Selbstständigen in Bayern und Deutschland. Nicht bei Künstlern und Kulturschaffenden, nicht bei freiberuflich tätigen Lehrern, Coaches, Autoren, Übersetzern und vielen weiteren." Grund: Die meisten hätten keine oder kaum Betriebskosten – und nur für diese sei die Soforthilfe gedacht.

Die Demonstranten fordern ein Soforthilfeprogramm von einmalig 5000 Euro sowie rückwirkend ab März ein Unternehmergehalt in Höhe von 1.180 Euro pro Monat für mindestens sechs Monate.

An der Demo nahmen auch die Stadträte Sibylle Stöhr (Grüne), Christian Vorländer (SPD) Klaus Peter Rupp (SPD) und Thomas Lechner (Linke) teil. Aus Sicht der Polizei verlief die Demo störungsfrei.

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