München soll sich im Herzen der Stadt verändern: Das sind die neuen Pläne von SPD und Grünen

München - Hätte sich vor gut 215 Jahren der Gartenhofintendant Friedrich Ludwig von Sckell durchgesetzt, würde eine vierreihige Baum-Allee die Ludwigstraße säumen. Doch König Ludwig I. warf diese Pläne über den Haufen. Trotzdem werden womöglich bald das Ende der Ludwigstraße und der Odeonsplatz grüner.
Wettbewerb soll über die Gestaltung des Odeonsplatz München entscheiden
Der Stadtrat hat am Mittwoch im Mobilitätsausschuss mehrheitlich beschlossen, dass es für den Bereich von der Feldherrnhalle bis zum Geschwister-Scholl-Platz einen Gestaltungswettbewerb geben soll. Der hat das Ziel, mehr Platz für Fußgänger und Radler zu schaffen.
Dazu muss man wissen: Der Odeonsplatz geht viel weiter als der Bereich vor der Feldherrnhalle und der Theatinerkirche. Eigentlich erstreckt er sich bis vor zur Galeriestraße, also bis zum Landwirtschaftsministerium.
Gerade vor dem Hofgarten ist der Verkehr oft chaotisch: Taxis, Busse, Radler, Fußgänger, Autos kreuzen sich hier. Aber gerade die Autofahrer hätten oft gar kein richtiges Ziel hier, meint Grünen-Stadtrat Florian Schönemann.

Grüne wollen eine "Piazza für Menschen"
Seine Fraktion hofft, dass sich dieses Wirr-Warr bald auflöst und eine "Piazza für Menschen" entsteht. Also: mehr Freischankflächen, mehr Platz zum Flanieren, mehr Platz für Radfahrer und mehr Grün.
Auch die SPD will, dass künftig weniger Autos über die Ludwigstraße in die Brienner Straße abbiegen, sagt SPDler Nikolaus Gradl. Wie das Konzept genau aussehen kann, soll der Wettbewerb klären, an dem sich Architekten beteiligen können.

Als Grundlage dafür hat das Mobilitätsreferat eine grobe Planung vorgelegt. Momentan gibt es am Odeonsplatz sechs Autospuren. Von diesen Spuren sollen in Zukunft nur zwei übrig bleiben, also eine in jede Richtung.
Autos sollen nicht mehr in die Brienner Straße hereinfahren, sondern vorher auf den Oskar-von-Miller-Ring abbiegen. Denn die Brienner Straße soll verkehrsberuhigt werden. Nur noch Busse, Taxis, Anwohner und Radler sollen hier künftig durchfahren. Das würde ermöglichen, dass Fußgänger entspannt bis zum Kunstareal spazieren können.
Auch ein breiter Radweg soll kommen. Denn durch die Brienner Straße, über den Odeonsplatz und später über die Ludwigstraße soll der Radschnellweg Richtung Garching weitergebaut werden.
Entscheidung über den Odeonsplatz wohl erst ab 2026
Die endgültige Entscheidung, wie der Odeonsplatz einmal aussehen soll, wird aber wohl erst der neu gewählte Stadtrat nach der Kommunalwahl im Frühjahr 2026 treffen. Denn wahrscheinlich dauert es noch Monate, bis der Wettbewerb abgeschlossen ist. Der Odeonsplatz könnte also auch ein Wahlkampfthema werden. Einen Vorgeschmack, wie die Fronten verlaufen, gibt es jetzt schon.

Grünen-Stadtrat Florian Schönemann hofft auf "blaue" und "grüne Infrastruktur" – sprich Wasser und Bepflanzung. Das erhöhe aus seiner Sicht die Aufenthaltsqualität, nicht nur für Münchner, sondern auch für Touristen. "Gewerbetreibende bekommen die Möglichkeit für größere Freischankflächen, zudem soll es konsumfreie Flächen geben", sagt er.
Gewünscht hätten sich die Grünen, dass sofort Fahrspuren auf dem Odeonsplatz entfallen. Doch darauf konnten sich die Grünen nicht mit der SPD einigen. Stattdessen soll die Stadt Schilder aufstellen, die Autofahrer darauf hinweisen, dass sie den Odeonsplatz über den Oskar-von-Miller-Ring umfahren können.
CSU und Freie Wähler lehnen den Gestaltungswettbewerb ab
CSU und Freie Wähler lehnen den Gestaltungswettbewerb für den Odeonsplatz grundsätzlich ab. "Wir wollen keinen Wettbewerb, der diese historische Architektur zerstört. Es ist ein Postkartenmotiv, das gut ohne Bäume und Sträucher auskommt", findet die CSUlerin Veronika Mirlach.

Der SPDler Nikolaus Gradl erinnert daran, dass die Touristen in New York heutzutage nicht mehr am liebsten die gelben Taxis fotografieren, sondern den High Line Park, eine nicht mehr genutzte Gütertrasse, die begrünt wurde. Was ein Postkartenmotiv ist, ändert sich, will er damit sagen. Und: Dass auf sechs Spuren Autos fahren, sei schließlich auch noch nicht immer so gewesen.
Die FDP findet den Wettbewerb zwar richtig. Allerdings weist sie auch daraufhin, dass die Realisierung womöglich noch länger dauern könnte, als von Grünen und SPD suggeriert werde. Denn die U-Bahnhaltestelle Odeonsplatz soll laut MVG Anfang der 30er Jahre saniert werden. "Die Baustellenplanung und Einrichtung ist noch völlig offen", schreibt die FDP in einer Mitteilung.
Zieht sich Umgestaltung noch Jahre hin?
"Ein Wettbewerb, der im wesentlichen Pflanzenkübel und Bäume zum Inhalt hat, ist uns deutlich zu wenig", sagt FDP-Stadtrat Fritz Roth. "Wir wollen einen modernen, architektonisch ansprechenden zentralen Stadtplatz haben, auf dem auch künftig der Trachten- und Schützenumzug stattfinden kann, ohne dass die Teilnehmer sich im Gestrüpp verhaken."

Zieht sich also die Umgestaltung doch noch Jahre hin? Der SPDler Nikolaus Gradl glaubt nicht, dass die Stadt warten muss, bis die U-Bahnbaustelle fertig ist. Schließlich könnte die Stadt die Umgestaltung schrittweise angehen.
Ohnehin darf aus seiner Sicht die Sanierung der Station Odeonsplatz nicht so lange dauern wie die des Sendlinger Tors. Das könnte sich die Stadt gar nicht leisten, meint Nikolaus Gradl. Und da zeigt sich auch schon das nächste Problem: Der nächste Stadtrat wird erst einmal einen großen Kassensturz machen müssen.