München: So wenige Verkehrstote wie nie - E-Bikes und E-Scooter werden zum Problem

Die Polizei registriert die niedrigsten Unfallzahlen in München seit 40 Jahren. Doch einige Bereiche bereiten Probleme, das sind vor allem die Fahrer von E-Bikes und E-Scootern.
Ralph Hub
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Ein verunfalltes Auto im vergangenen November. (Archivbild)
Ein verunfalltes Auto im vergangenen November. (Archivbild) © Thomas Gaulke

München - Am gefährlichsten lebt man auf Münchens Straßen, wenn man jenseits der 65 Jahre alt ist, viel das Radl benützt oder oft zu Fuß unterwegs ist. Das geht aus den jüngsten Zahlen des Unfallberichts 2021 hervor, den das Polizeipräsidium gestern der Öffentlichkeit vorgelegt hat.

München: 15 Verkehrstote in einem Jahr

15 Menschen sind demnach im vergangenen Jahr in München und dem Landkreis in Folge von Verkehrsunfällen gestorben. Davon befanden sich nach Angaben der Polizei acht Männer und Frauen, die 65 Jahre oder älter waren.

Das Nächste, was an der Statistik besonders hervorsticht: Etwa zwei Drittel der Getöteten waren als Radfahrer (vier Tote) oder Fußgänger (fünf Tote) unterwegs. Zudem kamen ein Motorrad- und fünf Autofahrer bei Unfällen um.

Ursachen für schwere Unfälle: Tempo, Unachtsamkeit, Leichtsinn

Ursache für schwere oder tödliche Unfälle sind laut jüngster Statistik vor allem drei Dinge: nicht angepasste Geschwindigkeit, Unachtsamkeit insbesondere bei Radfahrern, häufig auch Leichtsinn. Gerne sind sie auf Radwegen in falscher Richtung als Geisterradler unterwegs, viele ignorieren auch all zu oft rote Ampeln.

"Als Radler und Fußgänger sollte man nicht unterschätzen, dass man im Gegensatz zum Autofahrer keine Knautschzone hat, die einen schützt", betont Polizeivizepräsident Michael Dibowski. Sein Appell, lieber defensiv unterwegs sein, nicht immer auf seine Vorfahrt pochen und als Radler unbedingt einen entsprechenden Helm tragen.

Insgesamt ist die Zahl der Radlunfälle gesunken, und zwar um 13 Prozent. In 2.975 Fällen waren Radler an Unfällen beteiligt. Insgesamt 2658 Radfahrer wurden verletzt (-14 Prozent), davon 318 schwer (-14,8 Prozent). Fast jeder fünfte Unfall, so die Polizei, passiert, weil ein Auto- oder Lkw-Fahrer beim Rechtsabbiegen an Kreuzungen oder Grundstückseinfahrten einen Radler übersehen hat.

ADFC: Rückgang der Unfälle "pandemiebedingt"

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) München geht davon aus, dass der Rückgang in erster Linie "pandemiebedingt ist, da die Radinfrastruktur nicht grundlegend verbessert wurde". Der ADFC fordert, "für mehr Verkehrssicherheit die Radinfrastruktur mit deutlich höherem Tempo und dem gestiegenen Bedarf entsprechend auszubauen."

Gleichzeitig ist in der Coronapandemie in den vergangenen beiden Jahren die Zahl der Radler deutlich gestiegen. Etwa jeder Vierte in München gibt inzwischen an, das Rad öfter oder regelmäßig zu benutzen.

Verkehrsunfälle in München: Niedrigster Stand seit 40 Jahren

Die Zahl der Verkehrsunfälle hat 2021 einen neuen Tiefststand, erreicht. Insgesamt ereigneten sich 44.456 Unfälle in München, rund 1,1 Prozent weniger als 2020. "Das ist der niedrigste Stand seit über 40 Jahren", so Michael Dibowski. 122 Mal am Tag kracht es. Rein rechnerisch ereignet sich damit auf Münchens Straßen alle zwölf Minuten ein Unfall. Dabei wurden laut Statistik insgesamt 6.649 Personen (teils auch schwer) verletzt. Der Sachschaden belief sich für das Jahr 2021 auf mehr als 70 Millionen Euro.

Mehr Unfälle durch Fahrzeuge mit Elektromotor 

Gegen den Trend steigt die Zahl der Unfälle mit E-Bikes, Pedelecs und E-Scootern. 2021 ist die Zahl der aufgenommenen Unfälle mit Beteiligung eines E-Scooters auf 319 gestiegen und hat sich damit mehr als verdreifacht. 269 Personen wurden verletzt, 35 von ihnen schwer. Die Polizei erwischte zudem mehr als 1.300 E-Scooter-Fahrer, die betrunken waren. 43 bauten einen Unfall.

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"Mancher hält E-Scooter für ein Spielzeug, weil man keinen Führerschein benötigt", sagt Michael Dibowski. "Sie können Ihren Führerschein verlieren, wenn Sie betrunken mit einem E-Scooter unterwegs sind", betont der Polizeivizepräsident. Für Kleinstfahrzeuge mit E-Antrieb gelten dieselben Alkoholgrenzen wie für Autofahrer.

Auffallend stark zurückgegangen ist die Zahl der Alkoholfahrten. Bei Kontrollen erwischte die Polizei 3.082 betrunkene Fahrer (-2,3 Prozent), die Zahl der alkoholbedingten Unfälle sank auf 444 (-11,4 Prozent). 41 Personen wurden verletzt, zwei getötet. Ein Grund für die sinkende Zahl der Alkoholfahrten sieht die Polizei in der Coronapandemie. "Viele Lokale waren lange geschlossen, zudem fiel das Oktoberfest aus", so Michael Dibowski.

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38 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • MaxlH am 08.03.2022 09:59 Uhr / Bewertung:

    Hurra! Nur sechseinhalbtausend verletzte Menschen und zweieinhalbtausen zamgefahrene Radler! Die ganze Stadt jubelt!

  • Fußball-Fan am 08.03.2022 00:08 Uhr / Bewertung:

    SUV-Stadtpanzer töten durch ihre Größe und dem massiven Gewicht viel schneller Straßenverkehrsteilnehmer, als kleinere Autos. Dazu gibt es schon die ersten Untersuchungen. The Guardian hat dazu einen sehr fundierten Bericht geschrieben, der einem die Augen öffnet. Auch Insassen leben in SUVs interessanter weise gefährlicher. Denn die Größe suggeriert Sicherheit und viele Menschen können so ein SUV gar nicht sicher steuern.

  • katzenhalsband am 08.03.2022 07:57 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Fußball-Fan

    Stimmt.

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