München: So lebt Skandal-Schaf Rosi heute

München - Rosis nicht ganz freiwilliger Ausflug im Frühjahr 2015 in die Münchner Rotlichtwelt hat ihr offensichtlich nicht weiter geschadet. Aus dem einst kleinen Schmuselämmchen ist eine erwachsene Schaf-Dame geworden, die glücklich in einer Herde im Nürnberger Kinderzoo lebt.
In 2015: Lämmchen Rosi in Bordell entführt
Groß war die Aufregung, als das Lamm am 11. Mai 2015 nach der Mittagsfütterung aus dem Nürnberger Zoo spurlos verschwand. Rosi, damals ein Wollknäuel mit dünnen Beinchen, lockigem Fell und großen Augen, war gerade einmal zwei Wochen alt.
Das Gehege war gut eingezäunt, Rosi hätte niemals alleine ausbrechen können. Der ganze Tierpark war in heller Aufregung. Gestohlen, gar aufgegessen – viel wurde in Mittelfranken spekuliert. Die damalige Zoo-Tierärztin Katrin Baumgartner hatte in ihrer ganzen Laufbahn so etwas noch nicht erlebt "Wir konnten es uns nicht erklären", sagte sie in einem Interview.
Das Lämmchen blieb verschwunden. Ganze neun lange Tage gab es nicht die geringste Spur von Rosi oder ihrem Entführer. Bis die Polizei, rund 170 Kilometer weiter südlich in München, in einem Bordell in der Hansastraße eine Drogenrazzia machte. Rauschgiftfahnder sind in ihrem Job einiges gewohnt, doch damit hatten sie nicht gerechnet: ein Lamm in einem Sexclub. Eine Prostituierte hielt das Schäfchen als Streicheltier in ihrem Zimmer.
Immer wenn ein Freier kam, musste das Lamm ins Bad. Die damals 25-Jährige war vor ihrem Wechsel in die Rotlichtbranche Schäferin in Wuppertal und versorgte eine Herde mit 25 Tieren. Doch dann bekam sie Ärger mit den Behörden und durfte keine Tiere mehr halten. Was blieb, war ihre Liebe zu Lämmern.
Rosis Weg zurück in den Nürnberger Zoo
Nach dem Besuch im Nürnberger Zoo hatte die ehemalige Schäferin das Tier mit an ihren neuen Arbeitsplatz im Sexclub genommen. Die Polizisten gaben dem Lamm den Namen Birke und brachten es ins Münchner Tierheim. Dort wurde Birke in Hurz umgetauft. Gerade als man für Hurz alias Birke ein neues Zuhause gefunden hatte, meldete sich der Nürnberger Zoo. Die Polizei hatte ein Foto des Schafs veröffentlicht. Bundesweit berichteten Medien. Weil jeder noch den 80er Jahre Hit der Spider Murphy Gang "Skandal um Rosi" ihm Ohr hatte, war Rosi plötzlich ein "Skandal-Schaf" und überall das große Thema.
"Rosi ist damals nichts Schlimmes widerfahren. Sie war auch nicht verstört", berichtet Harriet Wolter, Revierleiterin des Kinderzoos, den "Nürnberger Nachrichten". Allerdings musste Rosi aus Seuchenschutzgründen für ein paar Wochen in Quarantäne.
Heute fällt Rosi in ihrer Herde nicht mehr auf. Sie ist ruhig und zutraulich, sagt Harriet Wolter. Das dichte Fell ist grau geworden, Rosi hat ein paar Pfund zugelegt. Ihr weißer Fleck auf der Stirn ist verblasst – geblieben ist aber der irgendwie hypnotisch wirkende Lämmerblick.
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