München: Sex-Rentner geht auf Mann (40) los

Rentner (71) sticht auf seinen Mitbewohner ein, verletzt ihn aber nur leicht. Die Anklage geht von versuchtem Totschlag aus.
München Es gibt schönere Plätze, seinen Geburtstag zu verbringen, als das in die Jahre gekommene Strafjustizzentrum an der Nymphenburger Straße. Florin T. (Namen geändert) wurde am Mittwoch 40 Jahre alt – und hat einen Termin im Saal B 162. Die Kammer unter dem Vorsitz von Norbert Riedmann will von dem Opfer hören, wie es den Messerangriff vom 10. Januar erlebt hat und wie es ihm heute damit geht. Die Anklage geht von versuchtem Totschlag aus.
Das war geschehen: Der 40-Jährige war im Frühjahr 2015 von dem Rentner Hans P. in dessen Sozialwohnung im Hasenbergl aufgenommen worden. Laut Anklage wollte der 71-Jährige im Gegenzug sexuelle Gefälligkeiten.
Die bekam er von Florin T., was dieser im Zeugenstand auch zugibt. „Ich bin bi“, antwortet er auf die Frage nach seiner sexuellen Ausrichtung. Aber er habe nicht nur mit Sex bezahlt, sondern auch 150 Euro im Monat gezahlt.
Hans P. habe er im Internet kennengelernt. Nachdem er zu dem Rentner gezogen war, habe man sich anfangs noch gut verstanden. Das habe sich aber in den folgenden Monaten geändert.
Rentner verlangt Sex mit ihm und einem Bekannten
Auch am Tattag sei er mit dem Rentner aneinandergeraten. Der Grund: Der 71-Jährige habe Sex zu dritt mit ihm und einem Bekannten haben wollen. Der den Ermittlern bislang unbekannt gebliebene dritte Mann sei dann aus der Wohnung verschwunden. Florin T. blieb allein mit dem Rentner zurück.
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Beide hatten gertrunken. Wodka und Bier. Die verbale Auseinandersetzung wurde schnell handgreiflich. Florin T. wollte ins Schlafzimmer gehen, der 71-Jährige versuchte, ihn festzuhalten, der Jüngere stieß ihn von sich. Hans P. fiel. Florin T. half ihm wieder hoch und bat ihn, nun endlich schlafen zu gehen.
Doch stattdessen lief Hans P. wutentbrannt in die Küche und holte sich ein Küchenmesser. Damit stach er auf sein Opfer ein. Vier Mal verfehlte er sein Ziel, beim fünften Stich traf er Florin T. in den Bauch. Die Wunde war drei Zentimer tief und wurde im Schwabinger Krankenhaus genäht. Das Opfer hatte selber die Retter alarmieren müssen.
2000 Euro als Wiedergutmachung
Sein Anwalt Franz Xaver Wittl erklärt für Hans P., dass dieser die Tat zugibt. Der ehemalige Koch und Kellner habe aber nicht in Tötungsabsicht gehandelt. Der hoch verschuldete Mann will seinem Opfer 2000 Euro als Wiedergutmachung zahlen. Wenn möglich.
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Wie es Florin T. heute mit der Erinnerung an die Attacke geht? Nicht gut. „Ich habe Albträume“, erklärt der 40-Jährige. Und er sei misstrauisch geworden. Sehr misstrauisch. Dass er seinen 40. Geburtstag im Gericht verbringen muss, stört Florin T. dagegen weniger. Mit dem Geschehenen abschließen zu können, das wäre Festtag genug.
Das Urteil wird am Nikolaustag verkündet.