München rutscht - die erschreckende Unfall-Bilanz

Blitzeis sorgt für Verkehrschaos in der Stadt und in Bayern. Autos landen auf dem Dach und Flugzeuge bleiben am Boden.
von  Abendzeitung
Kopfüber: Bei Daglfing rammt eine Autofahrerin das Ausfahrtsschild und überschlägt sich. Sie kommt mit Prellungen davon.
Kopfüber: Bei Daglfing rammt eine Autofahrerin das Ausfahrtsschild und überschlägt sich. Sie kommt mit Prellungen davon. © Thomas Gaulke

Blitzeis sorgt für Verkehrschaos in der Stadt und in Bayern. Autos landen auf dem Dach und Flugzeuge bleiben am Boden.

MÜNCHEN Das Thermometer am Tacho täuschte. Es zeigte zwei Grad plus – und trotzdem kamen viele Autofahrer gestern ins Schlingern. Blitzeis überzog die Münchner Straßen am Dreikönigstag. Bei Großhadern kam der Bus der Linie 54 so sehr ins Rutschen, dass er den Bordstein streifte.

Auf der A94 bei Daglfing krachte es gleich zweimal: Ein BMW prallte wegen des Eisregens in die Leitplanken, ein Renault rammte das Ausfahrtsschild, überschlug sich und blieb auf dem Dach liegen. Die Fahrerin kam mit leichten Prellungen davon.

In München gab es allein am Donnerstag über 28 Unfälle – zum Glück nur Blechschäden. Die Polizei sagte, ein Chaos sei nur ausgeblieben, weil am Feiertag wenige Menschen zur Arbeit mussten.

Die Serie an Unfällen begann bereits am Mittwoch: An der Großbaustelle des Luise-Kiesselbach–Platzes verlor ein 21-jähriger Fahrer die Kontrolle über seinen Golf. Er touchierte die Leitplanke, schleuderte anschließend gegen einen hölzernen Lichtmasten, der aus seiner Verankerung gerissen wurde. Das Auto überschlug sich und kam 20 Meter weiter auf dem Dach zum Liegen. Der Fahrer wurde in eine Klinik gebracht. Am Luise-Kiesselbach-Platz kam es zu Verkehrsbehinderungen.

Zu einem schlimmen Unfall kam es dagegen in Augsburg: Dort prallte ein Sattelschlepper auf der A8 München-Stuttgart in die Seite eines quer stehenden Busses, so dass dieser umkippte. 30 Menschen wurden verletzt, vier von ihnen schwer. Der Bus aus dem Kosovo war zuvor ins Schleudern geraten, als er auf der glatten Fahrbahn wegen eines vorangegangenen Unfalls bremsen musste. Die Polizei sperrte die A8. Auf Nebenstrecken kam der Streudienst kaum nach.

Prekär war die Lage in Franken: „Die Leute sollen zu Hause bleiben“, riet ein Polizeisprecher in Unterfranken ganz offen. Mehrere quer stehende Lkws mussten in den Morgenstunden von der A7 abgeschleppt werden – vom Technischen Hilfswerk. Die Abschleppwagen konnten wegen Glätte am Vormittag nicht fahren. Zudem fiel in Teilen Mittelfrankens der Winterdienst aus – die Straßen blieben spiegelglatt. „Hier geht nichts mehr“, so die Polizei.

Nichts geht mehr hieß es auch am Nürnberger Flughafen. Der Eisregen machte Start und Landung über sechs Stunden unmöglich. „Die Bahnen sind wie eine große Eislauffläche“, teilte ein Sprecher mit. Auch die Busse setzten aus. In München wurden 25 Flüge annulliert. Der Flughafen Berlin Tegel stellte seinen Betrieb vorübergehend ein. Erst mit Spezialfahrzeugen konnte die Situation entschärft werden.

Ausnahmezustand auch in Niedersachsen: Dort blieben die Schulen geschlossen, die Bürger wurden aufgefordert, daheim zu bleiben. In Hamburg hatte sich auf den Straßen zwei Zentimeter Eis gebildet, es gab über 100 Unfälle. Dagegen war München noch gut dran.

A. K. Koophamel

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