München rüstet um: Ein Blick in die neue S-Bahn
München - Eng wird’s in der Landeshauptstadt – auch in den Öffentlichen. Darum rüstet die S-Bahn München insgesamt 238 Fahrzeuge um. Bis Mitte 2020 steigt die Kapazität der Züge von 544 auf 612 Plätze. Dafür sinkt die Zahl der Sitzgelegenheiten: 166 statt wie bisher 192.
Laut Johann Niggl, Sprecher der Geschäftsführung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), ist die S-Bahn München bereits am Kapazitätslimit angelangt: "Mit jeder neuen Studie werden die Prognosen zum Bevölkerungswachstum nach oben korrigiert", sagt Niggl in einer Pressemitteilung der BEG. "Erst mit Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke werden mehr S-Bahnen durch München fahren können. Diese knapp zehn Jahre müssen wir überbrücken."
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Innenraum neu eingerichtet
Um das zu schaffen, nimmt die S-Bahn München im Auftrag der BEG Änderungen am Innenraum vor: Ein Großteil der Sitze wird schwebend installiert, einige Sitze dagegen entfernt. Dadurch haben Fahrgäste neben und unter den Plätzen für ihr Gepäck weiteren Stauraum. Schmalere Windfänge im Einstiegsbereich sorgen zudem für mehr Bewegungsfreiheit in den Gängen. Zu einem der Hauptprobleme zählt bisher, dass die Fahrgäste sich ungleichmäßig verteilen. Sie nutzen nicht die Gänge, sondern bleiben im Eingangsbereich stehen. Zudem blockieren Gepäckstücke zuweilen Sitzplätze.
Haltepilze am Eingang und größere Griffe an den Sitzen sollen für besseren Halt für die Fahrgäste sorgen. Damit Radfahrer, Rollstuhlfahrer und Kinderwagen sich nicht in die Quere kommen, sind die entsprechenden Abstellplätze außen und innen vom Zug gekennzeichnet. Ebenfalls ein Novum: Freunde und Familie können es sich nun in Gruppenbereichen mit Eckbänken gemütlich machen. Zudem informieren große Monitore an der Decke die Fahrgäste in Echtzeit über die aktuelle Fahrt und Ausfälle.
S-Bahn hat 840.000 Fahrgäste am Tag
Ein Modell der neuen S-Bahn steht im Kundencenter am Münchner Hauptbahnhof. Der serienmäßige Umbau der Züge beginnt ab Frühjahr 2018 und soll bis Mitte 2020 beendet sein. Die Kosten betragen rund 300 Millionen Euro, einen Großteil zahlt der Freistaat Bayern. Laut einem Pressesprecher der Deutschen Bahn in Bayern, ist die Umstrukturierung bitter nötig: "1972 ging man noch von knapp 240.000 Passagiere für die S-Bahn aus", so der Bahnsprecher. "Heute haben wir rund 840.000 Reisende täglich." Besonders im Bereich der Stammstrecke wird es da sehr schnell sehr eng: "Mit dem Redesign können mehr Menschen in der S-Bahn fahren sowie bequemer und schneller aus- und einsteigen", sagt der Sprecher.
Bisher schätzten Prognosen, dass im Jahr 2026 rund 142.000 mehr Menschen in München leben werden. Neue Schätzungen aus dem Jahr 2017 berechnen aber 183.000 Menschen. Durch die Änderungen an der S-Bahn erhoffen sich die Betreiber Entlastungen, bis die zweite Stammstrecke fertiggestellt ist. Das ist voraussichtlich 2026 der Fall.
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