München: Rentner (82) würgt Schüler (11)

Der Rentner wohnt direkt am Pausenhof – da platzt ihm der Kragen, er geht auf den Schüler Daniel M. los. Vor Gericht sagt er, es tue ihm leid – und muss 2000 Euro Schmerzensgeld zahlen.
Torsten Huber |
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Der Angeklagte (82) würgte den 11-jährigen Schüler Daniel M., weil er vor seinem Fenster spielte.
th Der Angeklagte (82) würgte den 11-jährigen Schüler Daniel M., weil er vor seinem Fenster spielte.

Der Rentner wohnt direkt am Pausenhof – da platzt ihm der Kragen, er geht auf den Schüler Daniel M. los. Vor Gericht sagt er, es tue ihm leid – und muss 2000 Euro Schmerzensgeld zahlen.

München - Nachts hat der elfjährige Daniel M. Albträume. Tagsüber verriegelt er sein Kinderzimmer, lässt die Rollläden runter. Allein geht er nicht mehr aus dem Haus. Schuld soll der Rentner Peter A.  (82, Name geändert) sein.

Er hat laut Anklage den Fünftklässler beim Spielen am Hals gewürgt – so lange, bis er keine Luft mehr bekam. Jetzt sitzt der Senior wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Münchner Amtsgericht. Der Angeklagte sagt mit leiser Stimme: „Es tut mir leid. Ich werde mich entschuldigen.“

18. September 2012, gegen 11.30 Uhr: Daniel spielt mit seinen Klassenkameraden auf dem Pausenhof der Leipziger Mittelschule in Moosach „Fangen“. Der Pausenhof grenzt direkt an das Anwesen des Rentners.

Nur ein Gebüsch trennen Schulgelände und das Mietshaus des Angeklagten, der vom Fenster aus direkt auf den Pausenhof schauen kann. Der Angeklagte sagt: „Die Kinder spielen immer vor meinem Fenster. Sie schauen auch direkt in meine Wohnung. Das mag ich nicht.“ Der alte Mann klagt weiter: „Die Stadt tut nichts dagegen. Früher ist da mal ein Zaun gewesen. Den haben die Kinder irgendwann mal kaputt gemacht.“

Daniel hatte sich beim Spielen in dem Gebüsch versteckt. Laut Anklage soll der Rentner den Schüler aus dem Gebüsch gezerrt, am Hals gepackt und 15 Sekunden lang heftig gewürgt haben. Ein Freund kann den völlig verstörten Daniel aus den Fängen des Rentners befreien.

Als Daniel heulend ins Klassenzimmer kommt, will die Lehrerin wissen, was passiert ist. Daniel erzählt ihr alles. Die Lehrerin alarmiert die Polizei, die den roten Hals des Schülers fotografiert und ihn in eine Klinik bringt. Der Rentner wird angezeigt. Daniel versteht die Tat bis heute nicht.

Er sagt der Richterin Karin Jung: „Ich wollte da doch nur durchrennen und nicht durchs Fenster schauen.“ Heute meidet Daniel das Gebüsch. Seine Mutter Gorica M. (42) klagt: „Daniel geht nicht mehr allein zur Schule. Ich muss ständig bei ihm sein. Ich habe dadurch meinen Job als Projektmanagerin verloren.“

Richterin Jung schlägt vor, das Verfahren „gegen eine Schmerzensgeld-Zahlung an den Buben einzustellen“. Der Rentner, der 1400 Euro Rente im Monat hat, ist sofort einverstanden. Urteil: Verfahrenseinstellung und Daniel M. bekommt 2000 Euro Schmerzensgeld.

 

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