München: Prozess um schweren Menschenhandel - Angeklagter (39) streitet Vorwürfe ab

München – Einer oder eine lügt: In einem Prozess um Menschenhandel vor dem Landgericht steht Aussage gegen Aussage. Das mutmaßliche Opfer, eine etwa 44 Jahre alte Frau, sagt, dass es entführt wurde und von seinem damaligen Lebensgefährten zur Prostitution gezwungen wurde. Der Angeklagte streitet das ab.
Laut Anklage soll der 39-Jährige seine Freundin mit Gewalt zur Prostitution gezwungen und sie nach ihrer Flucht aus München in Düsseldorf entführt und wieder zurückgebracht haben.
Die Anklage wirft ihm unter anderem schweren Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, erpresserischen Menschenraub sowie Zuhälterei vor. Mit auf der Anklagebank sitzt der Mann seiner Nichte. Der 40-Jährige soll bei der mutmaßlichen Entführung geholfen haben.
Laut Anklage zwang der Mann seine Lebensgefährtin jahrelang zur Prostitution. Immer wieder musste sie in kurzer Folge Schläge und Tritte einstecken. So eingeschüchtert soll sie für den Mann angeschafft und ihm all ihren Lohn gegeben haben. Das sollen auch mal 800 Euro am Tag gewesen sein. Während er selber keinerlei Arbeit nachgegangen sei.
Die beiden lernten sich auf Zypern kennen, zogen gemeinsam nach Rimini, um dann um das Jahr 2012 herum nach München auszuwandern. Hier gelang der Frau im Jahre 2016 mit Hilfe eines Freiers die Flucht.
Angeklagter widerspricht: Von Entführung könne keine Rede sein
In Düsseldorf soll sie dann freiwillig weiter der Prostitution nachgegangen sein. Der Angeklagte habe sie dort aufgespürt und mit Hilfe seines Komplizen – er ist der Freiheitsberaubung angeklagt – Ende 2020 entführt. Erst mit dem Auto nach Mannheim, dann mit dem Zug weiter nach München. Wenige Stunden nach der Ankunft habe die Frau mit Hilfe eines Freiers erneut fliehen können.
Der Angeklagte widerspricht, sieht in der Anklage das Werk eines Zuhälters. Die Frau, mit der er eine Tochter hat, habe ihr mit Prostitution verdientes Geld behalten. Auch von einer Entführung könne keine Rede sein. Die Frau sei freiwillig mitgekommen. Das sagt am Dienstag auch sein mutmaßlicher Komplize.