München: Prozess um Porsche-Klau - Angeklagter schweigt bei einem Thema

München - Die spannende Frage nach dem Wie lässt Robert J. (21) offen. Wie er denn überhaupt in das Münchner Autohaus gekommen sei, will die Jugendkammer des Landgerichts wissen.
Auch die Ermittler hatten das nicht rekonstruieren können. Doch in diesem wichtigen Punkt findet die Kooperation zwischen der Justiz und dem Angeklagten am Dienstag ein jähes Ende.
Unter Druck beim Diebstahl geholfen
Zuvor hat der 21-Jährige freimütig seine Beteiligung an dem Autodiebstahl im Porsche-Zentrum zugegeben. Sein Verteidiger verliest eine Erklärung, in der auch steht, dass es Robert J. sehr leidtue, was er getan hat. Aber er habe die drei Porsche nicht aus freien Stücken gestohlen. Nach einem missglückten Coup im Herbst 2016, bei dem Robert J. am Steuer eines gestohlenen Mercedes in Bautzen an der Grenze zu Polen erwischt wurde, hatte der 20-Jährige ausgepackt.
Darüber waren wiederum seine Komplizen ganz und gar nicht begeistert. Sie hätten ihn bedroht, erklärt der Angeklagte. Er fürchtete um sich und seine in München lebende Familie. Deswegen habe er sich bereiterklärt, den Autodieben beim Porscheklau zu helfen.
Angst vor Bande
Der Automechaniker hatte bei dem Diebstahl im Dezember 2016 die Aufgabe, in der Tiefgarage des Autohauses falsche Kennzeichen zu montieren und die drei Porsche-Modelle (ein Cayenne, ein 911 und ein 911R) vor der Ausfahrt zu parken. Was er laut Anklage auch getan hat.
Er selbst fuhr im Anschluss nach Polen. Aber nicht, um zu fliehen, sondern um dort seinen eigenen Wagen reparieren zu lassen, wie er zum Prozessauftakt am Dienstag erklärt. Dass er nichts darüber sagen will, wie er es ins Autohaus geschafft hat, habe auch mit seiner Angst vor den Komplizen zu tun. Denn wenn er in diesem Punkt plaudere, müsste er die Bande belasten.
Fest steht also nur, dass die drei Porsche seit dem 12. Dezember fehlen. Inklusive dreier Kennzeichen-Sätze sowie sechs Autoschlüsseln, einem Satz Winterräder sowie zweier Lackpoliermaschinen. Gesamtwert der Beute: 460 000 Euro.
Verlässt den Täter seine Freundin?
Der 21-Jährige hat bereits zwei Vorstrafen nach Jugendrecht auf dem Konto. Eine für den Mercedes-Diebstahl, die andere wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und gefährlicher Körperverletzung. Robert J. war einem Mann über den Fuß gefahren.
Jetzt fürchtet er vor allem, dass ihn seine Freundin verlassen wird. Sitzt er im Gefängnis, würde man sich zwangsläufig entfremden, glaubt er.
Umso mehr strahlt Robert J., als er die 22-Jährige im Zuschauerraum entdeckt und er ein paar Worte mit ihr wechseln darf. Sieht so aus, als ob sie auch nach neun Monaten Untersuchungshaft weiter zu dem Porschedieb stehen würde.