München: MVG will zur besseren Verkehrsführung Smartphones der Fahrgäste zählen

München – Wer oft am Sendlinger Tor umsteigt, kennt das Problem: Es ist voll, mitunter sehr voll. Doch wie viele Menschen sind genau unterwegs? Und wie kann in der wachsenden Stadt Abhilfe geschaffen werden? Darüber erhofft sich die Stadtverwaltung Erkenntnisse durch ein Pilotprojekt, das bald am Sendlinger Tor und den umliegenden Bahnhöfen umgesetzt werden soll – und zwar, indem die Smartphones der Fahrgäste gezählt werden.
Hintergrund: Die Stadt hatte vergangenes Jahr beschlossen, einen neuen Innovationspreis auszuschreiben, um neue Ideen zu gewinnen. Eine der Aufgabenstellungen: "Erfassung und Entlastung der Münchner U-Bahn". Am Dienstag Abend verlieh der Leiter des Wirtschaftsreferats, Josef Schmid (CSU) die Preise. Und prämierte die Smartphone-Zählidee – die nun tatsächlich erprobt werden soll.
Erfasste Handy-Daten sollen sofort anonymisiert werden
Entwickelt hat die Idee die Firma "Teratrace", eine Ausgründung der Technischen Uni München. Über Sensoren werden über Bluetooth die IP-Adressen von Smartphones erfasst. "Durch unmittelbare Anonymisierung der Daten werden die Datenschutzvorgaben eingehalten", betont das Wirtschaftsreferat in einer Mitteilung. "Somit ist es möglich, die einzelne Bewegung eines Endgeräts zu verfolgen, ohne auf den Nutzer zurückzuschließen und ein Bewegungsprofil zu ermitteln." Die Jury für den Preis ging davon aus, dass das System auch auf andere Verkehrsmittel übertragen werden könne – und man so Möglichkeiten finden wird, Verkehrsströme besser zu lenken.
Weiterer Preisträger: Aufzeichnung von Trittschall
Ein zweiter Preisträger für die U-Bahn-Aufgabe ist die Firma "LXElectronic", ein Start-up. Es will an U-Bahnhöfen über ein Mikrofon den Trittschall von Passanten aufzeichnen und auswerten. So sollen die Passanten gezählt werden können. Auch hier spielt das Thema Datenschutz eine Rolle. "Mit dem Trittschall wird eine Messgröße ausgewertete, bei der hinterher keine personenbezogenen Daten anonymisiert werden müssen", lobt das Referat.
Josef Schmid erwartet sich viel von dem neuen Preis und den ersten Prämierten. "Der Preis soll die Verbindung von Innovation und Wissenschaft auf der einen Seite und der Stadt auf der anderen Seite herstellen", sagte er am Dienstag. Die Verwaltung öffne sich für "Innovationen, neue Prozesse und neue Lösungen".