München Marathon: "Ein Paar neue Knie bitte"
AZ-Reporterin Anne Hund geht unter die Läufer und ist beim München Marathon mitgerannt. Was unserer Reporterin dabei so durch den Kopf ging, lesen Sie hier.
München - Silvester Stallone rennt als Rocky Balboa durch die Straßen, die Menschen bejubeln ihn und kreischen, und dazu der grandiose Soundtrack "Gonna Fly Now": Diese Szene hat sich mir als Mädchen eingeprägt. Jahre später bei meinem ersten München-Marathon muss ich beim Start an Rocky denken. Aber hier ist nicht Hollywood. Kein Action-Held in Sicht.
Aus den Lautsprechern dröhnen die Toten Hosen "An Tagen wie diesen". Ich bin umgeben von dünnen Spargeltarzanen und vielen fröhlichen Menschen in engen, bunten Laufklamotten. Die durchtrainierte Masse macht mir ein wenig Angst. Zum Glück läuft meine Freundin Spearsi mit, sie erzählt mir, was ich neulich auf der Party verpasst hab.
Nach einer Stunde geht uns der Gesprächstoff aus. Und nach zwei Stunden der Saft. Hoffentlich hilft das "Liquid", das sie aus dem Ärmel zückt. Ein paar Schluck Energie wie aus der Zahnpasta-Tube. Schmeckt irgendwie seltsam nach Kirsche, ich glaube, mir wird schlecht.
Mir schießt eine peinliche Klo-Szene mit Ben Stiller durch den Kopf. Genervt bin ich jetzt auch von meinem linken Schuh, der an meinem Knöchel scheuert.
"Sie nannten ihn Plattfuß", geht das sinnlose Kopfkino weiter. Als hätte mich Bud Spencer k.o. geschlagen. Ein Paar neue Knie bitte.
Nur das Publikum ist jetzt noch toll. Würde mich so gerne auf die nächste Parkbank knallen.Aber irgendwie bringen wir diesen unrühmlichen Lauf dann doch noch irgendwie zu Ende. Im Olympiastadion gibts zwar nicht Rocky,aber ein Red Bull.Gonna Fly Now,schnell nach Hause.Gott sei dank ist dieser unchristliche Sonntag endlich zu Ende.
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