München: Macht der neue Elisabethmarkt dem Viktualienmarkt bald Konkurrenz?

Schwabing – "Das ist ein Gefühl, ein bisserl wie wenn's Wiesn wird", sagt Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) am Mittwoch auf dem Elisabethmarkt. Die vier Jahre Umbauphase dort gehen in die letzte Runde. Nach den Sommerferien ziehen die Händler in die neuen Marktgebäude ein.
Im Moment verkaufen sie ihre Waren noch an Behelfsstandln. Diese werden ab dem 9. September geschlossen und dann geht's los mit einem Soft Opening. Ab da sind noch ein paar Tage Zeit, um Startfehler zu beheben, und am 13. September ist dann die große Eröffnungsfeier mit Essen, Trinken, DJ, Verlosungen und Workshops.
Pfisterei, Metzgerei und sogar Eis – Neue und alte Händler am Elisabethmarkt
Das Sortiment bleibt weiterhin eine Mischung aus Lebensmitteln, Blumen und Gastronomie. Einige der alten Händler ziehen mit um, es kommen aber auch einige neue dazu. Die ersten haben schon angefangen, ihre neuen Häusl zu beziehen.
Florian Weil hat seine Schlüsselübergabe schon hinter sich und bereits angefangen, sich einzurichten. Seit über 50 Jahren ist seine Familie schon mit ihrer Metzgerei auf dem Elisabethmarkt. Die Kühltheke und Regale sind bereits eingebaut. Sehr geräumig sieht das schon aus.

Gleich nebenan zieht Beatrice Bommer mit einem regionalen, aber ungewöhnlichen Sortiment ein: Eis und Brot von Wigbert Cramer aus Gauting wird es hier geben. Der mahlt sein Mehl selbst und legt auch beim Eis Wert auf natürliche und unverfälschte Rohstoffe. Das Eis soll es sogar im Winter geben.
Aber nicht nur hier kann man Brot kaufen. Die Hofpfisterei war zuvor auf dem Elisabethmarkt und wird es auch bleiben. Sie bekommt noch Konkurrenz von der Fritz Mühlenbäckerei.

"Ich glaub', das wird richtig gut!"
Karl Huczala verkauft schon lange Obst und Gemüse hier. Er ist der Sprecher der Marktleute und sagt: "Ich glaub', das wird richtig gut!" Schon sein Vater war Händler auf dem Elisabethmarkt. Als die ersten Gespräche zum Umbau losgingen, habe der ihm gesagt: "Mach dir nix draus, des sagen die uns scho seit 15 Jahren." Aber jetzt ist es doch soweit und Huczala ist sich sicher: Der Elisabethmarkt wird der neue "Place to be".
Da ist sich auch der Metzger Florian Weil sicher. "Das könnte hier ein Erlebnis wie auf dem Viktualienmarkt werden." Dort lassen es sich vor allem am Wochenende die Menschen von außerhalb gutgehen. Sie trinken eine Maß im Biergarten oder ein Glas Wein, holen sich eine Fischsemmel dazu und fühlen sich wie im Urlaub.
Entspannen auch ohne Konsumzwang
Und genau das, die Aufenthaltsqualität, soll auch am Elisabethmarkt steigen. Erstens wird das Flanieren zwischen den Händlern viel bequemer, weil mehr Platz zwischen den Häusln ist. Und zweitens wird es mehrere Orte zum Entspannen und ohne Konsumzwang geben. Zum Beispiel laden zwei barrierefrei zugängliche Dachterrassen ein, sich dort mit oder ohne Brotzeit niederzulassen. Das Zentrum des Markts bildet ein Brunnenplatz mit Trinkwasserbrunnen.
"Bei all den Neuerungen war uns immer wichtig, den Charme des Elisabethmarks zu erhalten", betont Kristina Frank. Das sei mit pragmatischen Lösungen gelungen. Im zweiten Untergeschoss wurden 56 Autostellplätze für die Anwohner geschaffen. Ebenfalls im Untergeschoss befindet sich die komplette Entsorgung. Zwischen den Markthäusern läuft man durch verwinkelte Gassen. Auch barrierefreie Toiletten stehen den Besuchern zur Verfügung.
Um die Gestaltung hat sich das Architekturbüro Bogevischs Buero gekümmert. Rund 33 Millionen Euro hat die Stadt in den kompletten Umbau investiert. Nicht alle Händler konnten und wollten sich die Investition für die Einbauten in die neuen Verkaufshäuser leisten. Einer von ihnen ist Luigi de Prato. Seit über 30 Jahren betreibt er den Demeter Obst- und Gemüse-Stand Obergrashof.
Schmankerl aus der berühmten Ochsenbraterei
Aber er möchte bleiben und hat sich dafür Willi Pfaff gesucht. Der ist der Gründer der Münchner Bio-Supermarktkette Voll Corner und wäre bereit, den notwendigen fünfstelligen Betrag in de Pratos Verkaufsstand zu investieren. Der könnte dann weiter hier arbeiten. Allerdings stehen dafür noch behördliche Genehmigungen aus.

Ein Häusl weiter zieht mit der Familie Haberl ein kompletter Neuzugang am Elisabethmarkt ein. Antje Haberl betreibt das Restaurant und den Biergarten am Chinesischen Turm und die Ochsenbraterei auf der Wiesn. Zusammen mit ihrem Sohn Luis übernimmt sie nun einen Verkaufsstand. Dort wird es die Klassiker aus dem Wiesnzelt wie die berühmte Ochsensemmel geben – "aber etwas modifiziert", wie Luis Haberl betont. "Mehr wird nicht verraten!" Auch Gewürze von der Gewürzmühle Rosenheim und Matcha-Tee von der Neosociety Munich gibt es bald auf dem Elisabethmarkt.

Für Kristina Frank ist das der letzte Termin als Werkleiterin der Märkte München. "Mir geht das Herz auf, wenn ich daran denke, ein Teil von alldem zu sein", sagt sie zur AZ, "ich wäre gerne geblieben." Die Münchner Märkte liebe sie auch privat. "Beruflich gehe ich jetzt mit Dank und Demut." Wohin es sie verschlägt, mag sie nicht verraten. Aber es scheint ihr zu gefallen. So wie der neue Elisabethmarkt.