München: Linke fordert Sozialtarif fürs Deutschlandticket ab 15 Euro

Nürnberg führt diesen Sommer einen Sozialtarif für Bedürftige beim Deutschlandticket ein. Die Linke im Münchner Stadtrat will das auch. Doch Grün-Rot hat Bedenken.
von  Christina Hertel
Für 15 Euro sollen ärmere Münchner Bahn fahren, fordert Brigitte Wolf (li.). In Nürnberg hat Titus Schüller so einen Sozialtarif durchgesetzt. Karin Majewski (re.) vom Paritätischen findet das wichtig.
Für 15 Euro sollen ärmere Münchner Bahn fahren, fordert Brigitte Wolf (li.). In Nürnberg hat Titus Schüller so einen Sozialtarif durchgesetzt. Karin Majewski (re.) vom Paritätischen findet das wichtig. © Linke

München- Für 49 Euro kann man seit Kurzem in ganz Deutschland mit dem Regionalzug, mit Bussen und U-Bahnen fahren. Doch für viele ist das zu teuer, weiß Karin Majewski, die Geschäftsführerin des Paritätischen in Oberbayern.

Im neuen Bürgergeld seien für Mobilität nur 40 Euro vorgesehen, sagt sie: "Viele geben dieses Geld lieber für Lebensmittel aus."

Für Menschen mit geringem Einkommen: Nürnberg bietet Deutschlandticket für 19 Euro an

Dass es möglich ist, das Deutschlandticket Menschen mit einem geringen Einkommen vergünstigt anzubieten, zeigt Nürnberg. Auf Initiative der Linken hin wird am 1. August ein 19-Euro- Ticket eingeführt. Berechtigt sind zum Beispiel Menschen, die Sozialhilfe, Grundsicherung oder Bürgergeld beziehen. Auch Asylbewerber haben einen Anspruch auf das Ticket.

Die Linke im Stadtrat wünscht sich so einen Sozialtarif auch für München. Bereits im Oktober hat Stadträtin Brigitte Wolf einen Antrag gestellt, dass der Sozialtarif der Isarcard angepasst werden muss. Dieser kostet bislang 31,10 Euro in der M-Zone, also im Stadtgebiet und etwas darüber hinaus. Das ist die Hälfte des regulären Preises. Wolf ist davon überzeugt, dass es sich München leisten kann, diesen Tarif weiter zu reduzieren: Für Menschen, die besonders wenig verdienen, sollte es ein Deutschland-Ticket für 15 Euro geben, fordert sie.

Von einem sozialen Deutschlandticket würden mehr als 250.000 Münchner profitieren

Von einem sozialen Deutschlandticket könnten mehr als eine Viertel Million Münchner profitieren. Denn momentan leben in München 269.000 armutsgefährdete Menschen. Das heißt, sie verdienen alleine nicht mehr als 1.660 Euro netto oder wenn sie sich den Haushalt mit einem Partner teilen, nicht mehr als 2.490 Euro.

Sie alle haben mit diesem Einkommen Anspruch auf einen München Pass, mit dem sie Vergünstigungen erhalten – etwa im Theater oder in den Museen. Auch das Sozialticket der MVG bekommen sie mit dem München Pass.

"Das wird in München doch ein SPD-Bürgermeister hinbekommen"

Brigitte Wolf hofft, dass sich München an Nürnberg ein Beispiel nimmt. Dort habe die technische Umsetzung nur zwei Monate gedauert, sagt der Nürnberger Linken-Stadtrat Titus Schüller. Außerdem können in Nürnberg alle, egal ob sie ein 19 oder 49 Euro-Ticket gekauft haben, 600 Minuten umsonst mit einem Leihrad fahren. "In Nürnberg hat das ein CSU-Bürgermeister verkündet", sagt Schüller. "Dann wird das in München doch ein SPD-Bürgermeister hinbekommen."

Doch das könnte noch länger dauern. Denn Grüne und SPD betonen zwar, dass sie einen Sozialtarif beim Deutschlandticket wünschenswert finden. Doch Grünen-Stadträtin Clara Nitsche glaubt, dass die Lage in München komplizierter ist. Schließlich reden im Münchner Verkehrsverbund auch viele Umlandgemeinden mit. Für sinnvoller hielte sie es, wenn der Freistaat einen Sozialtarif für ganz Bayern schafft. Vor allem, weil dann nicht nur Münchner etwas davon haben, meint sie.

Die CSU im Münchner Stadtrat poltert: "Ein Schnellschuss der Linken"

Und die SPD arbeitet laut ihrer Chefin Anne Hübner gerade an einem eigenen Antrag, der den gesamten Verbund im Blick haben soll. Bei der Finanzierung sehe sie den Freistaat in der Pflicht, sagt Hübner. Es scheint also ein Appell zu bleiben – den der Freistaat überhören kann.

Und wenn es nach der CSU im Stadtrat geht, auch überhören sollte. Stadträtin Alexandra Gaßmann verweist darauf, dass das Deutschlandticket ein Bundesangebot sei. Sie erwartet, dass es noch Veränderungen geben wird. "Den Schnellschuss der Linken lehnen wir ab."

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