München ist betroffen: Signa-Firma vor der Pleite – doch René Benko selbst bleibt megareich

München - Der tiefe Fall des René Benko – sein Imperium zerfällt zusehends. Nun geraten auch die Signa-Luxusimmobilien in den Strudel. Wie der "Spiegel" am Freitag berichtete, bereitet jetzt auch Benkos Gesellschaft Signa Prime einen Insolvenzantrag vor. Demnach werde der Insolvenzantrag innerhalb von zwei Wochen erwartet.
In der Signa Prime, der wichtigsten Sparte des Tirolers René Benko, sind die Signa-Anteile an den nobelsten Immobilien gebündelt: Dazu gehören die Alte Akademie in der Münchner Fußgängerzone, das denkmalgeschützte frühere Hertie-Kaufhaus (Hermann-Tietz-Haus) am Hauptbahnhof oder das KaDeWe in Berlin und der Elbtower in Hamburg. Auch die Anteile am Münchner Nobelkaufhaus Oberpollinger gehören zur Signa Prime.

Auf der Homepage des Unternehmens ist der Wert der Vermögenswerte der Luxus-Immobilien derzeit noch mit 20,4 Milliarden Euro angegeben. Mit einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung hoffen die Signa-Bosse die Holding, die Signa Prime und die Milliardenwerte zu retten. Gelingt das nicht, dann droht die Liquidation.
Dann, so der Spiegel, gebe es kaum noch eine Chance, die Dachgesellschaft, die mit fünf Milliarden verschuldet ist, zu sanieren. Die Unternehmen würden zerschlagen, die Werte laut Erfahrungswerten um 90 Prozent zusammenschrumpfen. Die finanzielle Situation sei sehr eng – zumal vergangene Woche eine 200 Millionen Euro schwere Anleihe ausgelaufen sei.
Alte Akademie in München: Gesellschaft ist mit 259 Mio. Euro verschuldet
Benkos Signa-Imperium wurde durch sehr viel Fremdkapital groß. Nach Informationen von "The Pioneer" stecken rund 30 Milliarden Euro von externen Geldgebern in den Gesellschaften. Dabei handele es sich um Gesellschafterdarlehen, Schuldscheine oder Mischungen aus Eigen- und Fremdkapital. Unter den Geldgebern sind auch viele Banken und Versicherungen.

Nach AZ-Informationen hat allein die Gesellschaft, die die Alte Akademie im Erbbaurecht erworben hat und zu einem neuen Büro- und Geschäftshaus umbauen wollte, 200 Millionen Euro Schulden bei Banken gemacht. Mit weiteren knapp 59 Millionen Euro Schulden stand die Gesellschaft Ende 2021 noch bei der Signa verbundenen Unternehmen in der Kreide.
Trotz Signa-Pleite: Das Vermögen von René Benko liegt noch immer bei fast drei Milliarden Euro
Unter den Geldgebern sind laut Medienberichten sowohl die Bayerische Landesbank (Bayern LB) und die Bayerische Versorgungskammer, die die Pensionen von Beamten sichern soll. Auch die Stadtsparkasse München soll mit einem dreistelligen Millionenbetrag dabei sein. Die Banken äußern sich nicht dazu, sie berufen sich auf Datenschutz und das Bankgeheimnis.
Fremdkapital und seine guten Kontakte in die Politik und Wirtschaft haben Benko nicht nur ermöglicht, sein Immobilienimperium aufzubauen. Sie haben ihn auch zum Superreichen gemacht. 2019 schätzte das US-Magazin Forbes sein Vermögen auf fünf Milliarden Dollar. Im November lag es laut "Forbes" noch bei 2,8 Milliarden.
Traditionshaus aus München insolvent: Wie es bei SportScheck weitergeht
Nach den Insolvenzen in der Signa-Gruppe nahm ihn das Magazin ganz aus dem Ranking. Neben der Signa Holding mussten noch zwei deutsche Gesellschaften zum Amtsgericht, auch die Online-Sporthandelssparte und SportScheck haben Insolvenz beantragt.
Beim Sportartikelhändler gab es vor wenigen Tagen ein Aufatmen: Waren können vorerst weiter an die Filialen geliefert und dort weiterverkauft werden. Ein gerichtlicher Beschluss macht das möglich: "Damit darf SportScheck nach kurzer Zeit nun weiter agieren", teilte ein Insolvenzrechtler der AZ mit. Die Unsicherheit bei den Mitarbeitern, wie es weitergeht, bleibt allerdings.

Sicher ist auf jeden Fall erst mal: Die Zeit des Prassens bei der Wiener Dachgesellschaft Signa Holding ist vorbei. Sanierungsverwalter Christof Stapf hat millionenhohe Kosten, die alle die Signa gezahlt hatte, gestrichen. Dazu gehörten Flüge, teure Events und Benkos Jagdgesellschaften, die der Kontaktpflege dienten. Auch die Kosten für Benkos Bewacher wurden gestrichen.