München in der 60ern: So hat das ausgeschaut
Ein neuer Bildband zeigt die Stadt vor 50 Jahren. Michael Fackelmanns Schwarz-Weiß-Fotos dokumentieren vor allem das Alltagsleben – diverse Aha-Erlebnisse inklusive
München - Eins ist in diesem neuen Buch auf den ersten Blick zu erkennen: Das Leben in München war in den frühen 60er Jahren schon viel beschaulicher als heute. Und entspannter – ein bisserl so wie in der oft zitierten guten alten Zeit.
Michael Fackelmann hat die Bilder für „Leben in München“ (160 Seiten, 158 Schwarz-Weiß-Fotos, 24,99 Euro, terra magica) gemacht. Mit einem ganz eigenen Blick hat er seine neue Heimat auf Zelluloid gebannt: Denn erst 1961 kam der gebürtige Berliner aus Hamburg an die Bayerische Staatslehranstalt für Photographie. Und zog mit wachem, neugierigem Blick durch die Stadt.
Besonders angetan war Fackelmann vom Boulevard Leopoldstraße, von den schönen Mädchen, den ersten Langhaarigen. Und von der noch massiv vom Krieg gezeichneten Innenstadt, in der es noch viel weniger luxuriös zuging als heute – „und der Klang des Münchnerischen häufig zu hören war“, wie sich der Lichtbildner erinnert.
Kleine Geschäfte mit sehr speziellem Angebot von gebrauchten Hörgeräten bis zu deutlich eingetragenen Lederhosen, Horden an den Wühltischen beim Schlussverkauf, Buben, die dort Fußball spielen, wo heute die Schrannenhalle steht – die ganze Stadt erscheint auf diesen Bildern wie gerade aus einem hundertjährigen Schlaf erwacht. Besonders der Viktualienmarkt und die Gässchen um den Sebastiansplatz wirken auf den Bildern nicht wie aus dem letzten, sondern wie aus dem vorletzten Jahrhundert.
Natürlich gab’s auch damals schon freche Buben, coole Halbstarke und schmusende Liebespaare. Natürlich wurde auch schon in den 60ern auf den Wiesn-Tischen getanzt und auf der Auer Dult Karussell gefahren. Die Pferderennen in Riem waren was für die eher feinere Gesellschaft, auf der Trabrennbahn in Daglfing ging’s rustikaler zu. Und überall war Michael Fackelmann dabei – und zückte im richtigen Moment seine Leica.
Das Bilderbuch ist eindeutig mehr als einen Blick wert. Und das nicht nur für Menschen, die sich noch persönlich an die frühen 60er Jahre erinnern können. Den später Geborenen vermitteln Fackelmanns Fotos aus dem Alltagsleben der Stadt ungeahnte Aha-Erlebnisse: „So hat das damals also ausgeschaut!“