München: Hetze gegen Geflüchtete durch Identitäre Bewegung bei Demo gegen rechts

Während eines Protests auf dem Königsplatz verbreiten zwei Männer Fremdenfeindliches. So manch einer ist verwundert über die Reaktion der Polizei.
Hüseyin Ince |
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Die Polizei ermittelt nun gegen die beiden Männer auf dem Gerüst wegen des aufgehängten Banners. Der Vorwurf: Volksverhetzung. Sie sind offenbar Mitglieder der rechten Identitären.
Die Polizei ermittelt nun gegen die beiden Männer auf dem Gerüst wegen des aufgehängten Banners. Der Vorwurf: Volksverhetzung. Sie sind offenbar Mitglieder der rechten Identitären. © imago

München – Bundesweit hatten am Samstag zivilgesellschaftliche Bündnisse zu einer Demo gegen rechts aufgerufen. Auch am Münchner Königsplatz versammelten sich Tausende. Friedlich, wie die Polizei betont. Die Beamten zählten 5000 Teilnehmer, der Veranstalter schätzte 20.000.

Demonstranten hielten Pappplakate hoch, mit Aufschriften wie "Menschenrechte statt rechte Menschen", als gegen 16.30 Uhr zwei Männer am Baugerüst der Antikensammlung hochkletterten. Ein 25-Jähriger aus der Oberpfalz sowie ein 21-Jähriger aus dem Landkreis München, wie die Polizei bestätigte.

"Die Männer sind dem rechten Spektrum zuzuordnen", sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Und auf linksradikalen Internetportalen ist zu lesen, dass es sich um zwei bekannte Mitglieder der europaweit aktiven "Identitären Bewegung" handelt.

Bis zu 20.000 Münchner haben an der bundesweiten Demo gegen rechts am Samstagnachmittag teilgenommen.
Bis zu 20.000 Münchner haben an der bundesweiten Demo gegen rechts am Samstagnachmittag teilgenommen. © imago

Die Männer befestigten ein zwei Mal zehn Meter großes Banner mit der Aufschrift "Mannheim ist überall", dazu ein stilisiertes Bild vom Attentäter von Mannheim, der mit islamistischen Motiven den islamfeindlichen Münchner Michael Stürzenberger bei einer Kundgebung in Mannheim attackiert, mehrere Personen verletzt und einen Polizisten getötet hatte.

 Kreis mit Daumen- und Zeigefinger

Einer machte dazu eine Muskelgeste, der andere formte einen Kreis mit Daumen- und Zeigefinger. Als beide herunterkletterten, nahm sie die Polizei vorübergehend fest und zeigte sie an, wegen Volksverhetzung, Hausfriedensbruch und Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz. Sie hatten sogenannte Bengalo-Fackeln gezündet.

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Einer der Störer solidarisiert sich mit Kolonialisten und deren Schandtaten

Seine rechte Gesinnung zeigte einer der Männer mit seinem weißen T-Shirt, Aufschrift "Boer Lives Matter", dazu stilisierte Kolonialisten mit Gewehren sowie Expeditionshüten - interpretierbar als unverblümte Solidarisierung mit Gewalttaten, Massenmorden und Rassismus der Afrika-Kolonialisten.

Während der Festnahme der beiden Männer ist in einem Video zu sehen, wie plötzlich das Banner herunterstürzt. Nachdem bereits Hunderte Demonstranten "Nazis raus!" skandiert hatten, waren einige auf das Gerüst gestiegen und hatten die Befestigungen des Banners durchtrennt.

Als die beiden Identitären herunterklettern, nimmt sie die Polizei fest. Kurz vorher segelte das Banner herunter.
Als die beiden Identitären herunterklettern, nimmt sie die Polizei fest. Kurz vorher segelte das Banner herunter. © imago

Ein 44-jähriger Ebersberger wurde angezeigt wegen Hausfriedensbruch, er hatte die Befestigung gelöst. Dessen Festnahme führte zu Tumult. Die berittene Polizei stellte sich nun zwischen Demonstranten und Gerüst. Auch Linken-Stadtrat Stefan Jagel war am Samstag vor Ort. Wie er später auf X (früher Twitter) schrieb, kann er die Vorgehensweise der Polizei nicht nachvollziehen. "Die sind mit dem Transparent an den Beamten in aller Ruhe vorbeimarschiert, absurd", sagt er. Warum fragt nicht mal jemand, was die da eigentlich machen?". Auch die Demoleitung kritisiert Jagel: "Man hätte die Szene deutlich thematisieren müssen."

Die Polizei verteidigt sich: Um das Banner herunterzuhängen und den Männern nachzuklettern, hätte man Höhentrupps und Feuerwehr gebraucht", sagte ein Sprecher am Sonntag. Es sei keine unmittelbare Gefahr vom Banner ausgegangen. Und: "Natürlich entfernen wir Staatsschutzrelevantes".

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  • Durchblicker am 12.06.2024 20:26 Uhr / Bewertung:

    Ich kann mir das Transparent wohl noch 100x anschauen, eine Hetze kann ich beim besten oder auch schlechtesten Willen nicht erkennen! - und der Zusammenhang zum Anlass der Demo ist durchaus gegeben.

  • Tak am 10.06.2024 09:49 Uhr / Bewertung:

    Die Deutschen machen sowas nicht? Ich erinnere das nur an die NSU Morde. Und an eine Aufklärung, die keine war.
    Niemand weiß, was so ein Mensch erlebt hat oder wie er manipuliert wurde.
    Ich will den nicht in Schutz nehmen, aber auch sagen, daß auch Deutsche nicht bessere Menschen sind.

  • Melone24 am 10.06.2024 00:44 Uhr / Bewertung:

    So ganz verstehe ich nicht, warum der Autor das mörderische Attentat seines Glaubensbruders nicht kritisiert. Stattdessen soll hier eine Volksverhetzung stattgefunden haben. Welches Volk wurde denn hier verhetzt? Das Volk der "Messermörder". Aber auf der Demo laufen Hunderte Linke herum, die Nichtlinken auf ihren Plakaten den Tod wünschen. Es ist ja absurd genug, eine Woche nach einem islamistischen Attentat mit einem Todesopfer, eine Demo gegen Rechts zu machen. Der Täter war aber kein Rechtsextremer, sondern ein Islamist. Eine Demo gegen Islamisten wäre da deutlich angebrachter gewesen.

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