München hat keine Angst vor der Schweinegrippe

Der Ansturm auf den Impfstoff gegen die Neue Grippe bleibt am ersten Tag aus. Münchens Ärzte ordern den Impfstoff „Pandemrix“ nur verhalten – und die Apotheker bleiben auf dem Mittel sitzen.
von  Abendzeitung
20 Impfdosen hat das Ärzte-Ehepaar Sudevi und Hans-Ulrich Lausmann bereits bestellt.
20 Impfdosen hat das Ärzte-Ehepaar Sudevi und Hans-Ulrich Lausmann bereits bestellt. © az

MÜNCHEN - Der Ansturm auf den Impfstoff gegen die Neue Grippe bleibt am ersten Tag aus. Münchens Ärzte ordern den Impfstoff „Pandemrix“ nur verhalten – und die Apotheker bleiben auf dem Mittel sitzen.

Im Wartezimmer von Hans-Ulrich Lausmann tummeln sich die ersten Patienten bereits in der Früh. Eine Frau flüstert, sonst ist es still. Es ist ein Montag wie jeder andere – das sieht auch der Allgemeinmediziner Lausmann so: „Am Montag ist die Bude voll, das ist bei uns immer so, auch ohne Schweinegrippeimpfung.“

Vom Ansturm auf die „größte Massenimpfung der deutschen Geschichte“, wie es vorab hieß – keine Spur. Auch Lausmann hat gerade mal 20 Dosen von „Pandemrix“ für den kommenden Freitag bestellt. Nicht viel, doch habe kaum ein Patient bislang bei ihm nachgefragt, sagt Lausmann. „Wir raten, sich gegen die saisonale Grippe impfen zu lassen. Wir wollen Panikmacherei vermeiden.“

In Bayern geht man die Causa „Schweinegrippe“ langsam an: Bayerns Ärzte, Sanitäter, Krankenschwestern, Polizisten oder auch die Feuerwehr sollten gestern die ersten Spritzen bekommen. Ab November dann chronisch Kranke wie Asthmatiker oder Diabetiker, danach die Münchner, die nicht als sogenannter Risikopatient gelten. So steht es auf dem Papier.

Impfungen nur für Klinik-Personal

Doch lediglich im Schwabinger Krankenhaus wurde am Vormittag das Personal geimpft. „Wir haben den Impfstoff erhalten, geimpft wird aber erst im Lauf der nächsten Wochen“, teilte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern mit. Schuld sei der Schichtdienst. „Wir müssen erst einen Impfplan erstellen, damit auch jeder Mitarbeiter zum Zug kommt.“ Auch bei der Bundeswehr drängt die Zeit nicht. Oberstleutnant Peter Wilhelm Fuss: „Bei uns geht’s erst Mitte oder Ende November los, das war von Anfang so geplant.“ Kommt der Impfstoff zeitgerecht, haben die im Ausland stationierten Soldaten oberste Priorität.

Mitte November geht’s auch im Klinikum rechts der Isar zur Sache. „Am 9. November startet hier die große Impfaktion. Bis zum 13. November kann sich jeder impfen, der das will“, sagt eine Klinik-Sprecherin.

Dabei sind die ersten 250000 Dosen bereits ausgeliefert, der Nachschub für 7,5 Millionen Bayern soll gesichert sein. „Man glaubt’s kaum, aber die Nachfrage hält sich in Grenzen“, sagt auch Ralph Eric Koch von der Adler-Apotheke. Der Grund: Die Menschen haben Angst vor Nebenwirkungen. So will sich nur ein Drittel der Deutschen gegen die Schweinegrippe impfen lassen. Trotzdem hat Koch 500 Dosen „Pandemrix“ bestellt – gerade mal den Mindestbestellwert. „Ich kann nur hoffen, dass ich die alle loswerde“, sagt Koch. Gestern hatte er 50 Vorbestellungen.

Zurück im Wartezimmer von Dr. Lausmann: Keine Spur von Panik. Die 18-jährige Anna Heilmann ist gelassen: „So viele Menschen lassen sich nicht impfen. Das ist wie mit der Vogelgrippe, plötzlich war sie da – und plötzlich war sie wieder weg.“

Marlies Kralicek

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