München: Happiger Eintritt für Harry-Potter-Ausstellung – lohnt sie sich auch?

Von der Leinwand in die kleine Olympiahalle in München: "Harry Potter: Die Ausstellung" ist eine interaktive Show der Superlative.
von  Florian Koch
Die Große Halle steht jetzt digital vergrößert in der Kleinen Olympiahalle.
Die Große Halle steht jetzt digital vergrößert in der Kleinen Olympiahalle. © Harry Potter The Exhibition

München - Das Maul weit aufgerissen, die Flügel drohend aufgespannt. Der Ungarische Hornschwanz ist ein Drache, mit dem man sich lieber nicht anlegen will – es sei denn, man hört auf den Namen Harry Potter und möchte das Trimagische Turnier gewinnen.

Das angriffslustige Untier aus "Harry Potter und der Feuerkelch" ist zurzeit in ganz München zu sehen. Denn es ziert bedrohlich lila angeleuchtet das Plakat zur großflächig beworbenen Show "Harry Potter: Die Ausstellung". Man kann das Motiv auch als breitbeiniges Statement sehen. Denn hier soll feurig geklotzt und nicht gekleckert werden.

Der Ungarische Hornschwanz kann hier zwar nicht Feuer speien, macht aber trotzdem einiges her.
Der Ungarische Hornschwanz kann hier zwar nicht Feuer speien, macht aber trotzdem einiges her. © Harry Potter The Exhibition

Harry-Potter-Ausstellung in München: Bereits über 100.000 Online-Tickets verkauft

Zwei Millionen Menschen haben die Tournee-Ausstellung nach der Eröffnung in Philadelphia im Februar 2022 besucht. In München sind für die Kleine Olympiahalle laut Tom Zaller bereits über 100.000 Online-Tickets verkauft worden. Stolze Zahlen, die der CEO von Imagine Exhibitions gerne publik macht.

Gemeinsam mit den Warner Studios und dem lokalen Veranstalter Semmel Concerts ist Zallers Firma für die Harry-Potter-Leistungsschau verantwortlich. Sein Anliegen auch für München ist es, dass die Zuschauer regelrecht versinken in der Welt des wohl berühmtesten Zauberlehrlings der Geschichte. Für dieses Unterfangen stützt man sich auf zwei Faktoren: auf den hohen Wiedererkennungswert der Filmreihe und der Möglichkeit einer individuellen Ausstellungserfahrung.

Der Eintritt für die Harry-Potter-Ausstellung in der Münchner Olympiahalle ist happig

Gleich zu Beginn muss sich der Besucher entscheiden, zu welcher Fraktion er gehören will: Potters Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw oder doch lieber die fiesen Slytherins. Danach muss die Identität samt Foto und Mailadresse digital bestätigt werden. Nicht unbedingt zur Freude von Datenschützern, jedoch wird die baldige Löschung der Angaben nach dem Ausstellungsbesuch garantiert. Auf dem Rundgang durch die riesige, 25 Räume umfassende Schau kann man dann in verschiedenen Spielen Punkte für sein Haus sammeln. Beim Ausgang ist auch eine Statistik aufgeführt, die akkurat den Punktestand von allen Besuchern anzeigt.

Für die persönliche Erinnerung besteht noch die Möglichkeit zum Mini-Fotoshooting vor digitalem Hintergrund. Der Preis von 25 Euro pro Bild ist jedoch genauso happig wie der Eintritt für die Ausstellung von über 30 Euro pro Person oder das alkoholfreie Butterbier (10 Euro pro Flasche) – gerade vor dem Hintergrund, dass nicht jede Familie das Bankkonto eines Lucius Malfoy besitzt. Immerhin bekommt man als Fan der 1997 von Joanne K. Rowling erfundenen Fantasyreihe auch etwas geboten. Und das betrifft nicht nur den Drachen, der als furchteinflößende Nachbildung zu den beeindruckendsten Exponaten gehört.

Verbotenen Wald, Kräuterkunde, Quidditch: Die kleine Olympiahalle fühlt sich magisch an

Nach einer kurzen Unterweisung kann man bereits in die magische Welt eintauchen und sich die Insignien seiner jeweiligen Häuser ansehen – ohne dabei wie Harry Potter das Gleis neundreiviertel am Londoner Bahnhof King's Cross betreten zu müssen. Beeindruckend ist neben den Originalkostümen aus den Filmen auch die ein oder andere Requisite wie das Schwert von Gryffindor.

Der Bewegte-Porträt-Gang endet mit der "fetten Dame", die Schülern gerne mal den Eintritt verwehrt. Ein Highlight für alle Freunde des behaglichen Hogwarts-Internatslebens ist dann die etwas verkleinerte Nachbildung der Großen Halle mit ihren fliegenden Kerzen. Geschickt arbeitet die Ausstellung auch hier mit einer digitalen Erweiterung durch klug ausgewählte Filmausschnitte.

Die Originalkostüme der Potter-Darsteller sind auch alle ausgestellt.
Die Originalkostüme der Potter-Darsteller sind auch alle ausgestellt. © Harry Potter The Exhibition

Für die "immersive Erfahrung", wie es in der PR-Sprache so gerne heißt, wird auch audiovisuell und olfaktorisch einiges aufgefahren. In Hagrids Hüte, in der man es sich auf einem riesigen Sessel bequem machen kann, riecht es verdächtig angebrannt. Und in nahezu jedem Raum wird man penetrant mit der Filmmusik von John Williams beschallt. Der Angriff auf die Sinne wäre eigentlich gar nicht nötig, denn trotz der thematischen Enge wird die Ausstellung nie eintönig.

Das liegt auch an der liebevoll detailversessenen Präsentation, die in der Kleinen Olympiahalle aus Platzgründen luftiger ausfällt als an anderen, beengteren Standorten. So lässt sich magisch lustwandeln durch den Verbotenen Wald oder den Kräuterkunde-Garten, in dem man auch mal zupacken darf und eine Alraune unter Geschrei aus dem Topf ziehen kann. Digital bieten sich gerade für Jüngere viele Möglichkeiten, sei es beim Blick durch die Wahrsager-Glaskugel, dem Touchscreen-Nachzeichnen mit einem Zauberstab oder beim Mixen eines Zaubertranks. Analoger wird es dann beim Quidditch, wenn man wie auf dem Jahrmarkt den Ball in verschiedene Löcher wirft. 

Die Autorin der Harry-Potter-Romane ist in der Ausstellung kein Thema

Das versprochene "Rundum-Erlebnis" beinhaltet dann auch einen Abstecher in die Welt der unter Potter-Fans nicht ganz so beliebten "Fantastische Tierwesen"-Filmreihe. Völlig ausgeklammert wird dahingegen die kontrovers diskutierte Erfinderin der so magischen wie erfolgreichen Welt: Joanne K. Rowling. Aber vielleicht würde dieser Streifzug in die Diskurs-Realität auch das Konzept der Ausstellung unterminieren und den Zauber der Potterschen Unschuld noch vor dem Verlassen zerstören.


Bis 5. September, Kleine Olympiahalle, Tickets zwischen 30 und 36 Euro, harrypotterexpedition.com/de

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