München gewinnt
Sieg im Zenith beim Songcontest jüdischer Jugendgruppen aus ganz Deutschland
MÜNCHEN Wie die meisten Mädchen an diesem Abend hat Diana Goldberg (16) volles, braunes Haar. Sie trägt ein blaues Kostüm mit glitzernden Pailletten, ihre Augen hat sie stark geschminkt. Nervös, sagt sie vor ihrem Auftritt, sei sie nicht. Sie kennt die Choreographie. Monatelang hat die Münchner Jüdin geprobt.
Später am Abend, weit nach Mitternacht, wird ihre warme und kräftige Stimme die Juroren überzeugt haben. Zusammen mit ihrer Gruppe Neshama werden sie Goldberg zur Gewinnerin küren. Zur Gewinnerin des „Jewrovision 2012“.
Das Finale des Songcontests jüdischer Jugendzentren in Deutschland fand im Zenith in Fröttmaning statt. Jugendliche aus elf Städten traten am Samstag gegeneinander an.
Das Thema: „Back to the roots“, zurück zu den Wurzeln also. Das Prinzip: Die Jugendlichen schreiben Songtexte und singen sie zu Melodien bekannter Hits. Statt „I’m sexy and I know it“ etwa, heißt es dann „I’m Jewish and I know it“.
Im Zenith ist es laut. Jubelrufe schallen durch die Menge. Ein bisschen erinnert ihre Euphorie an die eines Fußballspieles, die Fans grölen die Namen ihrer Städte.
Die Stuttgarter treten zuerst auf, kleine Ballerinas tänzeln über die Bühne. Es folgt Duisburg, dann Karlsruhe. München ist als Siebtes an der Reihe. Drei Mal wöchentlich traf sich die Neshama Gruppe für diesen Auftritt – drei Monate lang. „Wir hatten ein konkretes Ziel. Darauf hin zu arbeiten, hat großen Spaß gemacht“, erzählt Goldberg. Welches Ziel? Gewinnen. Im letzten Jahr wurden sie nach Berlin zweiter. Weil die Hauptstadt sich die Gastgeberschaft nicht leisten konnte, übernahm sie München.
Neshamas Auftritt am Samstag, ein kleines Musical: Ein jüdischer Junge weigert sich, Teil jüdischer Gruppen sein. Weder der Jugendlichen, noch der Hausfrauen, noch der Talmudschüler. „Ich zeig dir den Weg zurück zu deiner Identität“, frohlockt Goldberg. Und überzeugt den Buben schließlich zurückzukehren zum Judentum – zurück zu seinen Wurzeln.
Schon weit nach Mitternacht ist es, als die Jury ihre Entscheidung bekannt gibt. München gewinnt – vor Berlin. Die Freude ist groß: Der Sieg bedeutet, dass der Jewrovision 2013 abermals in München stattfinden wird. Dann – ganz offiziell – in der Stadt der Sieger.
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