München: Geschäfte wieder offen – die Kauflaune ist im Keller

Viele Geschäfte dürfen wieder öffnen. Doch viel Umsatz macht am Montag kaum einer. In der Münchner Innenstadt sind zwar deutlich mehr Kunden unterwegs, doch viele schauen nur.
Nina Job, Paul Nöllke |
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Die Innenstadt füllt sich wieder: In der Kaufingerstraße bummeln am Montag um die Mittagszeile viele durch die Fußgängerzone.
Bernd Wackerbauer Die Innenstadt füllt sich wieder: In der Kaufingerstraße bummeln am Montag um die Mittagszeile viele durch die Fußgängerzone.

München - Am Wochenende hat Milena Hubkova Nahlovska extra noch ein Tischchen mit weißer Farbe frisch lackiert, damit alles schön ausschaut für den Neustart. In ihrem kleinen Blumenladen an der Montgelasstraße duftet es nach Flieder und Pfingstrosen. Sie hat bei verschiedenen Gärtnereien frische Ware gekauft. Nach fast sechs Wochen darf sie am Montag endlich wieder öffnen – wie zunächst alle Ladengeschäfte bis zu 800 Quadratmetern Größe. Vielleicht schon am Dienstag werden auch größere folgen. Am Montag kippte der Verwaltungsgerichtshof die Reglementierung nach der Größe.

"Es wird dauern, bis die Kunden wieder kommen"

Milena Nahlovska telefoniert mit ihrer schwangeren Tochter, um das Warten auf Kundschaft zu überbrücken. "Es wird dauern, bis die Kunden wieder kommen", sagt sie. "Viele haben in der Zwischenzeit woanders Blumen eingekauft, in Supermärkten oder Lebensmittelgeschäften. Das muss sich erst wieder einpendeln." Die Blumenhändlerin ist verhalten optimistisch. "Es wird schon", sagt sie und lächelt hinter einem Mundschutz, den sie nun wie auch alle Kunden tragen muss. Vergangene Woche hat sie Soforthilfe bekommen. Sie erwartet außerdem Geld vom Bund.

Ein paar Hundert Meter weiter wartet Claudia Lehmann (36) vom Sportgeschäft Kaindl in der Ismaninger Straße. Auch bei ihr bleibt der erhoffte Andrang nach der staatlich verordneten Zwangsschließung zunächst aus – wie bei vielen Geschäften in den Stadtteilzentren. Claudia Lehrmann lockt mit aufgemalten Herzen an der Schaufensterscheibe und einer Klapptafel auf dem Gehsteig. "Schön, dass du uns besuchst", steht darauf und "Danke, dass du uns mithilfst". Die vergangenen Wochen waren hart. "Telefonische Bestellungen sind gut für die Psyche, aber für den Umsatz reichen sie nicht", sagt sie.

Wenige Kunden: Händler warten auf Soforthilfe

Auch in der Maxvorstadt und in Schwabing geht der wiedererwachte Geschäftsbetrieb nur schleppend wieder los. Wenn zwei Leute vor einem Laden stehen, geht der dritte, der eigentlich ins Geschäft wollte, oft schon weiter.

Alexander Bertrand führt ein Geschäft für Jeans, Berufskleidung und Schuhe in der Hohenzollernstraße. "Ich habe keine großen Erwartungen an heute", sagt er. "Viele Leute sind arbeitslos geworden oder müssen kurzarbeiten. Da wird nicht viel gekauft", sagt er. Aber er muss ja öffnen. "Die Alternative ist der Exitus." Bertrand wartet noch auf Soforthilfe. Bis zum Mittag hat er eine einzige Hose verkauft. Er lebt derzeit von seiner Altersreserve.

In der Schellingstraße locken Ladenbesitzer mit Rabatten. Doch auch hier, mitten im Univiertel, bleibt es am Montag sehr ruhig. Das gleiche Bild am Rotkreuzplatz. Passanten bleiben vor den Schaufenstern am Galeria Kaufhof stehen. Doch nur die Lebensmittel-Abteilung ist geöffnet.

Geöffnete Geschäfte: Schritt zurück zur Normalität

Deutlich mehr los ist in der Fußgängerzone in der Innenstadt. Viele Menschen bummeln. Auch aus dem Umland sind viele gekommen. "In den vergangenen Tagen ist es immer voller geworden", berichtet ein Streifenpolizist. Jetzt muss er auch wieder mehr Fahrradfahrer stoppen, die verbotenerweise durch die Fußgängerzone radeln.

Wolfgang Fischer von der Münchner Stadtmarketinggesellschaft "City Partner" ist zufrieden mit dem ersten Tag. "Ich fand es sehr beeindruckend, wie die Geschäfte die Auflagen umgesetzt haben", sagt er. Doch viel Umsatz habe kaum einer gemacht. "Die Kauflaune ist natürlich im Keller", sagt Fischer. "Es sind zwar Kunden unterwegs, aber natürlich haben manche auch noch Angst, ins Zentrum zu kommen." Es gehe halt "ganz gemütlich wieder los". Fischer sieht’s als Schritt zurück zur Normalität.

Wenn nach dem aktuellen Gerichtsentscheid bald auch größere Läden wie Hirmer und Lodenfrey wieder öffnen könnten, würden wahrscheinlich auch schnell wieder mehr Kunden in die City kommen. Nur: Zu voll – und eng – darf es auch wieder nicht werden.

Lesen Sie hier: Öffnung der kleinen Läden hat eine positive Signalwirkung

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