München gehen die Politessen aus

MÜNCHEN - Man braucht eine Gemütsverfassung eines Mönchs, muss gut zu Fuß sein und wetterfest - dann hat man das Zeug zur Politesse. Ein krisensicherer Job, den in München kaum mehr jemand machen will. Die Polizei sucht dringend Nachwuchs.
Esther Schweinberger arbeitet seit zwölf Jahren als Politesse - und hat bereits den Äquator halb umrundet. "Es ist kein Traumjob", gibt sie ehrlich zu und trotzdem arbeitet sie noch immer als Politesse. Ihr Revier ist die Polizeiinspektion PI 25 und damit eher der Stadtrand, wo der Parkplatzmangel nicht ganz so schlimm ist wie in der Innenstadt.
Dort arbeitet ihr Kollege Andreas Bauer. "Wir sind eine wandelnde Notrufsäule", beschreibt er seinen Job. Die Beschäftigten des Verkehrsdienstes, wie die Politessen im Amtsdeutsch heißen, kümmern sich nicht nur um Falschparker. Sie helfen Touristen, kümmern sich um die Probleme alter Menschen und achten darauf, dass in der Nähe von Schulen und Kindergärten nicht gerast wird. Insgesamt 80 Politessen beschäftigt das Polizeipräsidium München, dazu kommen die Verkehrsüberwacher der Stadt.
Hier können Sie sich bewerben
Bei Falschparkern und Verkehrssündern zählen Politessen nicht unbedingt zu den Sympathieträgern. Oft werden sie verspottet, von manchen Autofahrern sogar beschimpf. Kaum eine Ausrede, die Esther Schweinberger und ihre Kollgen noch nicht gehört haben, wenn Parksünder versuchen, sich vor einem Strafzettel zu drücken.
Die Bezahlung der Verkehrsbediensteten ist nicht fürstlich, dazu gibt es Schichtdienst - kein Job, um den sich die Leute reißen. Und weil dem so ist, plagen den Verkehrsdienst große Nachwuchsorgen. Zum 1. Oktober werden 14 Bewerber eingestellt. Interessenten können sich beim Polizeipräsidium München, 80333 München, Ettstraße 2 bewerben.
So läuft die Ausbildung
Fast zwei Monate dauert die Ausbildung beim Polizeipräsidium München. Neben dem Verkehrsrecht, Ordnungswidrigkeitenrecht und Dienstkunde gehören eine Erste-Hilfe-Ausbildung, eine psychologische Schulung und ein Präventiv- und Deeskalationstraining sowie Stadtkunde zu den vermittelten Kenntnissen. Großer Wert wird darauf gelegt, dass die theoretischen Kenntnisse auch zügig in die Praxis umgesetzt werden können. So gibt es regelmäßig vormittags Unterricht und nachmittags unter Anleitung versierter Kräfte erste praktische Einweisungen auf einer Polizeiinspektion.
Eine spezielle Vorbildung wird für den Einstieg als Beschäftigter in den Verkehrsdienst nicht gefordert. Jede kaufmännische Ausbildung oder ein Beruf mit Bezug zu Büro- und Verwaltungstätigkeiten ist förderlich. Manche Bewerber kommen auch aus dem Sicherheits- oder Bewachungsgewerbe. Computer-Kenntnisse sind Voraussetzung. .
Besonderer Wert wird natürlich auf die gesundheitliche Eignung gelegt. Der Beschäftigte muss bei jeder Witterung seinen Dienst versehen und auch im Schichtbetrieb bis 23 Uhr einsetzbar sein. Wer bereits bei der Polizei hat arbeiten lassen – also keinen guten Leumund hat, hat keine Chance. Höchstalter für Bewerber ist 45.
rah