München ganz maskiert - so läuft's in der City mit neuer Maskenpflicht
München - So hat man die Neuhauser- und Kaufingerstraße noch nicht gesehen. Masken wohin man schaut an diesem ersten Donnerstagmittag, an dem die neue Maskenpflicht auch unter freiem Himmel gilt rund um die Altstadt-Fußgängerzone. Nur eine Frau in Blümchenleggins geht völlig unbekümmert ohne Mundschutz durchs Karlstor. Nicht lange allerdings. "Hey Sie, Maske auf, Mensch!", bellt eine Stimme über den Stachus.
Der da seinem Ärger Luft macht, heißt Kenny Adam (42), er ist unterwegs in der City, um Schuheinlagen abzuholen. "Das ist echt so ein Mist, dass es Idioten gibt, die sich an keine Regeln halten - und andere müssen deshalb noch mehr Einschränkungen aushalten", sagt er entnervt. Und meint damit nicht nur sich selber, der gerade seinen Urlaub nach Hamburg hat abblasen müssen, weil man ihn als Münchner, aus dem neuen Hotspot also, dort nicht mehr im Hotel haben will: "Schauen Sie sich mal die armen Standlleute an, die müssen jetzt den ganzen Tag die Maske aufhaben!"
Maskenpflicht in der Innenstadt: Schilder fehlen
Stimmt. Obsthändler Alban Hoti (28), der mit seinen Äpfeln, Erdbeeren und Trauben vor der Alten Akademie steht, schnauft schon verschwitzt hinter seinem Mund-Nasen-Schutz. "Schwierig ist das, den ganzen Tag, man braucht ja auch mal frische Luft, und die Kunden verstehen mich kaum mit diesem Ding da vor dem Mund." Er lässt es trotzdem auf, man werde schon gute Gründe haben für diese neue Regel, sagt er, und kann berichten: "Ich sehe heute 90 Prozent aller Leute hier mit Maske."

Die wenigen, die ohne unterwegs sind, machen große Augen, wenn sie angesprochen werden. Ein Pärchen aus Prag, zum Beispiel. "Danke!", rufen beide, in Windeseile wandern Masken in beide Gesichter. Ebenfalls ahnungslos: Markus Redeker (47), Tourist aus Recklinghausen, auf der Durchreise zum Gardasee. "Ich habe weder Radio gehört noch Zeitung gelesen, ein Schild wäre hilfreich", sagt er, und wundert sich. "Also bei uns in NRW würde man sowas vernünftig beschildern."
Der Mann hat nicht unrecht. Lediglich zwei Schilder lassen sich finden. Keines am Stachus, eins am Marienplatz vorm Kaufhof, das man nur sieht, wenn man mit der Rolltreppe aus dem Untergeschoss kommt. Ein zweites, wenn man vom Rosentalauf den Viktualienmarkt trifft. Die Ladenbesitzer in der Fußgängerzone geben sich noch entspannt: "Alles normal, genau wie gestern", sagen sie bei Steindl-Trachten und im Dessousgeschäft Hunkemöller. Auch vorm Apple-Shop: eine Kundenschlange, wie üblich.

"Tote Hose" an den Viktualienmarkt-Ständen
Die Stimmung ändert sich am Viktualienmarkt. Der Biergarten ist zwar, mit Hygieneabstand, gut gefüllt. Anders an den Standln der Markthändler. "Tote Hose is", regt sich Christian Maier von "Leo's Obststandl" auf, wo sich gerade wirklich nicht viel rührt. "Ich zieh die Maske an aus Respekt vor den Kunden, aber ich kann sie jetzt in freier Natur nicht mal dann ausziehen, wenn überhaupt keine Kundschaft da ist." Die bleibe weg, "weil keiner Lust hat, mit Maske durch die halbe Stadt zum Markt zu laufen." Am meisten Wut haben die Standlbesitzer auf die Polizei. Maier: "Wenn die da wären, wo die Schickimickis in Lederhosen Party machen, bräuchte es diese Regel nicht, die unser Geschäft noch kaputter macht."
Ganz unrecht hat er nicht. Von der angekündigten Hundertschaft sind genau zwei Beamte zu sehen. Aber nicht hier am Markt. Sondern vorn, am Marienplatz.
Übrigens ist mit nur 62 neuen Coronafällen die Inzidenzzahl für München gestern auf 45,12 gefallen - unter den kritischen Wert von 50 also. Die neue Freiluft-Maskenpflicht bleibt dennoch für sieben Tage bestehen, heißt es aus dem Rathaus: "Wir müssen beobachten, wie sich das entwickelt."
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