München: Falsche Polizisten terrorisieren Münchner per Telefon

60 Anrufe in zwei Tagen: Die Täter geben sich am Telefon stets als Polizisten aus und setzten vornehmlich Senioren massiv unter Druck. Das Kommissariat Trickdiebstahl hat extra eine Ermittlungsgruppe eingerichtet.
Nina Job |
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In München werden am Dienstag zwei "falsche Polizisten" verurteilt. (Symbolbild)
dpa In München werden am Dienstag zwei "falsche Polizisten" verurteilt. (Symbolbild)

München - Immer mehr Münchner bekommen in diesen Tagen Anrufe von vermeintlichen Polizisten. Auf dem Display des Telefons erscheint dabei fast immer die Telefonnummer 089/110. Doch die Anrufe kommen nicht aus der Einsatzzentrale der Polizei, was viele Angerufene denken.

Hinter der Nummer verbergen sich Betrüger, die versuchen, Münchner um ihre Ersparnisse zu bringen, indem sie sie massiv unter Druck setzen und sogar rund um die Uhr bis zur Geldübergabe telefonisch überwachen. "Die Täter telefonieren systematisch ganze Straßen ab", sagt Kriminalhauptkommissar Markus Zeitlmeier.

60 Betrüger-Anrufe an zwei Tagen

Kommissariatsleiter Konrad Raab ergänzt: "Allein am Montag und Dienstag wurden uns 60 Anrufe von falschen Polizisten bekannt. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich zehn Mal so hoch, weil viele die Versuche bei der Polizei nicht anzeigen."

Inzwischen wurde im Kommissariat Trickdiebstahl extra eine Ermittlungsgruppe eingerichtet, die sich ausschließlich um die Fälle "falsche Polizisten" kümmert. Denn obwohl das neue Jahr noch jung ist, haben die Täter in München bereits fette Beute gemacht: Vier Senioren übergaben an ihrer Haustür insgesamt 60 000 Euro an wildfremde Menschen – im guten Glauben, sie hätten es mit echten Polizisten zu tun.

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So gehen die Täter vor: Die Betrüger erzählen beispielsweise, dass die Konten der Senioren zu ihrem eigenen Schutz gesperrt worden seien. Nun müssten sie ihr gesamtes Geld abheben und der Polizei aushändigen. Diese würde das Geld anschließend überprüfen und dann wieder persönlich zurückbringen.

Die Polizei vermutet die Täter in Call-Centern in der Türkei

"Das ist natürlich alles gelogen. Die Polizei würde niemals jemanden zur Bank schicken und dort sein Geld abheben lassen. Die Polizei ruft auch niemals unter der Nummer 110 an", betont Kommissariatsleiter Raab.

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Besonders perfide ist der Psycho-Terror, den die Täter auf die oft alleinstehenden Senioren ausüben. So verbieten sie ihren Opfern, den Hörer wieder aufzulegen, geben Anweisungen, jede Stunde oder auch öfter in den Hörer zu sprechen – sogar nachts. Auf dem Weg zur Bank und wieder nach Hause müssen die Opfer Handy-Kontakt halten – die totale Überwachung.

Die Polizei vermutet die Täter in Call-Centern in der Türkei. Im vergangenen Jahr waren falsche Polizisten bei 20 Münchnern erfolgreich. Sie erbeuteten 400 000 Euro.

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