München: Erste Sanierungspläne - So könnte der neue Gasteig werden

München - Was lange währt, nimmt nun ganz vorsichtig Gestalt an – so könnte man die derzeitige Planung über die Sanierung des Gasteig zusammenfassen. In diesen Tagen bekommen die Stadträte erste Details einer möglichen Gasteig-Sanierung vorgestellt: Ein 25-Punkte-Programm sieht eine General-Sanierung ohne Abriss vor.
Umsetzen muss sie der neue Geschäftsführer Max Wagner, der seinen Posten am 1. März antritt. Er hat als ehemaliger Direktor des Gärtnerplatztheaters viel Erfahrung mit Umbaumaßnahmen. Am 5. April beschäftigt sich die Vollversammlung mit den Plänen. Wenn die Stadträte zustimmen, kann ein Architektenwettbewerb eingeleitet werden. Die Kosten für die Sanierung werden auf etwa 450 Millionen geschätzt, 2020 könnte es losgehen.
Ab 1. März Gasteig-Geschäftsführer: Max Wagner. Foto: Stefan M. Prager
Bisher ist die Resonanz auf die Generalsanierung positiv: "Sie wird sich auf lange Zeit als die günstigste erweisen", sagt Ex-Kunstminister Wolfgang Heubisch, der heute für die FDP im Stadtrat ist. "Jetzt muss man die Sanierung konsequent angehen." Auch die CSU-Fraktion hält die Pläne für durchdacht und finanzierbar. Doch wie soll sich der Gasteig bei einer Generalsanierung konkret verändern? Das sind die ersten Planungen:
Die Technik
Der Grund, warum eine umfassende Sanierung überhaupt im Gespräch ist: Die gesamte Haustechnik muss erneuert werden. Weil das teils nur möglich ist, wenn man in die Bausubstanz eingreift, könne man auch gleich den Rest modernisieren, so die Überlegung.
Der Eingang
An der umstrittenen Klinkerfassade ändert sich nichts – das Gebäude würde lediglich entkernt. Dafür verschwinden die dicken Querstreben an den Fenstern. Die große Umgestaltung soll aber am Eingang an der S-Bahn erfolgen, den die meisten Besucher nutzen: Er soll nun aufgebrochen werden und ein richtiges verglastes Foyer bekommen.
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Auch die Glashalle soll umgestaltet werden: Im Eingangsbereich ist eine große Anlaufstelle geplant, an der alle Bereiche des Gasteigs – Volkshochschule, Bibliothek, Hochschule für Musik und Theater, Philharmonie – auf einen Blick vorgestellt werden.
Die Bibliothek
Das Magazin im Keller der Bibliothek wird vielleicht bald zum Lesesaal. Foto: Petra Schramek
Mehr Aufenthaltsräume mit gemütlicher Atmosphäre – so der Plan für die Stadtbibliothek. Der Gasteig rechnet damit, dass die Besucherzahl von etwa 3.000 Menschen täglich in den kommenden Jahren auf das Doppelte ansteigen wird. Platz will man etwa durch eine Umstrukturierung im unterirdischen vierstöckigen Magazin gewinnen. Außerdem lässt das Baurecht auch zu, dass der Gasteig um ein Stockwerk erweitert wird. Der zusätzliche Platz könnte für Leseräume, Übungsräume der Musikhochschule oder für die Volkshochschule genutzt werden.
Die Bibliothek von oben – hier soll der Aufenthalt verbessert werden. Foto: Petra Schramek
Der Carl-Orff-Saal
Das bisherige Stiefkind des Gasteigs soll sich von 600 auf 800 Plätze vergrößern und dem Münchner Kammerorchester endlich eine Heimat bieten. Bühne und Sitzplätze sollen flexibel gestaltet werden, um eventuell auch Popkonzerte möglich zu machen.
Das Dach
Auf dem Dach der Philharmonie könnte ein Restaurant entstehen. Foto: Petra Schramek
Den 360-Grad-Blick vom Dach der Philharmonie aus will man nicht ungenutzt lassen. Hier wäre ein Terrassen-Restaurant möglich, das zu fairen Preisen die wahrscheinlich beste Aussicht über München bietet.
Wenn die Sanierung kommt, wird man sich auch auf ein Ausweichquartier – oder mehrere – einigen müssen. Im Gespräch sind zwei Grundstücke in Riem, eines am Candidplatz und die Paketposthalle. Letztere hätte den Vorteil, dass alle Bereiche des Gasteigs gesammelt unterkommen könnten.
Die Philharmonie soll endlich besser klingen
Die Philharmonie im Gasteig. Foto: Matthias Schönhofer/dpa
Der geplante neue Konzertsaal im Werksviertel wirkt beflügelnd: Die Stadt kann ihre Münchner Philharmoniker schlecht im Gasteig verhungern lassen, wenn 500 Meter weiter das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zum Höhenflug in der beabsichtigten Weltklasseakustik ansetzt. Konkurrenz belebt also das Geschäft.
Im Fall einer Generalsanierung des Gasteig soll die Akustik der Philharmonie von Yasuhisa Toyota überholt werden. Er war für den Klang der Elbphilharmonie verantwortlich und ist auch der heiße Kandidat für den Konzertsaal im Werksviertel. Valery Gergiev, der Chefdirigent des Orchesters der Stadt hat seine Beziehungen zu dem Japaner spielen lassen, der auch schon für das Klangdesign des Konzertsaals beim Mariinsky Theater St. Petersburg verantwortet hat. Toyota will die bald nach der Eröffnung zur Verbesserung des Klangs montierten Plexiglasscheiben entfernen und durch einen großen Deckenreflektor ersetzen. Mit seiner Hilfe soll das problematische Raumvolumen reduziert werden. Weitere Verbesserungen soll der veränderte Winkel der Brüstungen sowie eine leichte Veränderung der Seitenwände bringen. Im Gespräch ist auch eine Veränderung der Bühne.
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Der Japaner kann sich auch eine Aufrauhung der Holzverkleidung vorstellen. Bei der Gelegenheit könnte auch problematisches Dämmmaterial entfernt werden. Die vor einiger Zeit ins Gespräch gebrachte Reduzierung der obersten Blöcke wird nicht weiter verfolgt: Auch nach dem Umbau bleibt die Philharmonie der größte deutsche Konzertsaal mit fast 2500 Plätzen.
Jahrelang galt die vor allem auch von Musikern geteilte Kritik an der Gasteig-Akustik als Luxusproblem. Vor allem der ehemalige Oberbürgermeister Christian Ude tat sich da unrühmlich hervor. Es scheint, als wäre diese unrühmliche Phase endlich zu Ende.
Sie hat auch eine symbolische Dimension: Eine Sanierung des Kulturzentrums ohne Veränderung der Philharmonie wäre nach der langen Debatte nur eine halbe Sache.