München: E-Scooter-Umfrage mit erschreckendem Ergebnis

Eine Umfrage zu E-Scootern zeigt: Die Befragten täuschen sich oft bei den Regeln. Und zur Verkehrswende tragen die Roller derzeit überhaupt nicht bei.
Hüseyin Ince |
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Martin Hänsel und Christina Kühnhauser vom BUND.
Martin Hänsel und Christina Kühnhauser vom BUND.

München - Zum ersten Mal wurde seit der Einführung von E-Scootern in München eine aussagekräftige Umfrage zu den neuen Fahrzeugen durchgeführt. Seit Sommer prägen sie schließlich das Stadtbild. Doch wer die etwa 10.000 Elektroflitzer wo und wie nutzt, war bislang recht unklar.

Der Landesverband des Bund Naturschutz (BUND) befragte daher in den Monaten August und September insgesamt 2.874 Personen, zu einem großen Teil Münchner innerhalb und außerhalb des Mittleren Rings. 20 Fragen wurden gestellt, teils mit erwartbaren, aber auch mit überraschenden bis relativ schockierenden Ergebnissen.

Reale Gefahr, auch für Unbeteiligte

So glauben fast 95 Prozent der Befragten, dass man auf einem E-Scooter eine weitere Person mitnehmen darf. Wie man aus dem Alltag weiß, fahren auch viele E-Scooter-Nutzer durch Fußgängerzonen oder entgegen der Fahrtrichtung auf Radwegen – eine reale und alltägliche Gefahr für alle Verkehrsbeteiligten.

Fast 90 Prozent geben in der Umfrage an, dass sie glauben, man dürfe bis zu einem Promille Alkohol im Blut haben, während man die elektrischen Roller lenkt. Tatsächlich gilt die 0,5 Promille-Grenze, wie bei Pkw-Fahrten. "Man bräuchte dringend breit angelegte Aufklärungskampagnen", sagt Martin Hänsel, stellvertretender Geschäftsführer des BUND.

Martin Hänsel und Christina Kühnhauser vom BUND.
Martin Hänsel und Christina Kühnhauser vom BUND.

Kein Nutzen für die erste oder letzte Meile

Damit wurde oft geworben, bevor E-Scooter-Anbieter im Sommer recht eilig auf den Markt drängten: Man könne doch mit den elektrischen Fahrzeugen den ersten Kilometer zur oder den letzten Kilometer von der U-Bahn- oder S-Bahn-Haltestelle zurücklegen.

Doch auch hier sorgt die Umfrage für große Ernüchterung: Zwar geben immerhin 20 Prozent der Befragten an, schon mindestens ein Mal mit einem E-Scooter gefahren zu sein. Doch klägliche 0,2 Prozent nennen die E-Scooter als Verkehrsmittel, das sie mit Auto, Fahrrad oder ÖPNV alltäglich oder zumindest regelmäßig kombinieren.

Viel zu viele unterschiedliche Apps

Hänsel sieht ein Problem in der Struktur: "Man bräuchte dafür eine gemeinsame Plattform aller Anbieter, die sich mit dem ÖPNV kombinieren lässt. Sonst hat man am Ende eine Unzahl von Apps auf dem Smartphone" Hänsel nennt als Vorbild die Oyster-Card in London. "Dort zahlt man ein Mal und fährt die Strecke mit dem Verkehrsmittel der Wahl."

Um in Deutschland von Car-Sharing zum E-Scooter in den ÖPNV zu wechseln, bräuchte man derzeit mindestens drei Apps auf dem Smartphone. "Es gibt ja schon sechs Apps für die unterschiedlichen E-Scooter-Anbieter", so Hänsel.

Wo stelle ich den Scooter jetzt ab?

Viele Münchner regen sich darüber auf, dass die Scooter immer im Weg stehen. Wer noch nie damit gefahren ist, den stört es laut Umfrage eher. Aber das Ganze hat auch mit der Hilflosigkeit der E-Scooter-Nutzer zu tun. Über die Hälfte von ihnen war sich unsicher, wo man die Roller abstellen darf. So glauben etwa 90 Prozent, dass man einen E-Scooter mitten auf einem Radweg (!) zurücklassen darf.

Als Vorbild könnte hier Frankfurt am Main dienen. "Dort wurden einzelne Auto-Parkplätze als Fahrrad- und E-Scooter Parkplätze markiert. So weit wir wissen, funktioniert das ganz gut", sagt Christina Kühnhauser vom BUND, die für die E-Scooter Umfrage verantwortlich gewesen ist.

Spaß-Gerät mit Potenzial

Dennoch sieht der BUND die Möglichkeit, dass E-Scooter künftig zur Lösung von Verkehrsproblemen beitragen können. "Dafür müssten sie künftig auch eine viel bessere Ökobilanz vorweisen", so Kühnhauser. Schließlich wisse man, dass die Geräte derzeit eine Lebensdauer von nur wenigen Monaten hätten.

Lesen Sie hier: AZ-Kommentar zum Thema

Lesen Sie hier: E-Scooter in München - Lime bittet Roller-Rüpel zur Kasse

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