München, die Hochburg der Tierversuche
München - Der Verein "Ärzte gegen Tierversuche" hat alle zum Thema Tierversuche zur Verfügung stehenden Daten ausgewertet. Das Ergebnis: Nirgendwo werden so viele Tierversuche durchgeführt wie in der bayerischen Landeshauptstadt.
"Obwohl der größte Teil der Tierversuche mit unseren Steuergeldern finanziert wird, gibt es kaum öffentlich zugängliche Informationen darüber, welche Tierversuche wo durchgeführt werden", kritisiert Corina Gericke vom Vorstand der bundesweiten Organisation die gängige Praxis.
Alljährliche Statistik liefert schockierende Zahlen
Anhaltspunkte für die Dimension des "Geschäfts" liefert die alljährliche Statistik des Bundeslandwirtschaftsministers zu den bundesweiten Tierversuchszahlen. Die aktuellsten Daten stammen aus dem Jahr 2019. Danach wurden bundesweit 2,9 Millionen Tiere für Versuche verwendet. Getötet wurden den offiziellen Angaben zufolge darüber hinaus rund vier Millionen sogenannter "Überschusstiere". "Das sind Tiere", so Gericke, "die nicht im Versuch eingesetzt und mangels Verwendungszweck einfach getötet werden."
Genauere Aufschlüsse darüber, wo welche Tierversuche stattfinden, verschafft sich der Verein "Ärzte gegen Tierversuche" durch die Auswertung medizinischer Fachzeitschriften. Die Daten werden in einer seit mehr als 20 Jahren bestehenden Datenbank verarbeitet und gespeichert (Sie ist im Internet abrufbar unter: www.aerzte-gegen-tierversuche.de.) "Diese Übersicht ist zwar nicht repräsentativ", erklärt Gericke, "bietet aber einen wichtigen Einblick in die Tierversuchspraxis in Deutschland."
München als Metropole der Tierversuche
Und das sind die Zahlen: Mit 300 dokumentierten Tierversuchsreihen steht München im Ranking der Organisation ganz oben, gefolgt von Berlin (285), Göttingen (233), Hannover (205) und Heidelberg (185). Andere bayerische Städte und Gemeinden, die auf der Tierversuchsliste auftauchen, sind Erlangen (140), Würzburg (137), Regensburg (66), Martinsried (43), Freising (11), Bayreuth (9) und Augsburg (3).
113 Städte und Gemeinden, in denen Tierversuche stattfinden, hat der Verein "Ärzte gegen Tierversuche" insgesamt aufgelistet - und auch die Adressen von 900 Einrichtungen, die sie durchführen. "Licht ins Dunkel zu bringen und die Öffentlichkeit zu informieren, sieht der Verein als eine seiner Aufgaben an", nennt Gericke als Grund für die Veröffentlichung.
Tierversuche an der LMU
Universitäten spielen bei den Tierversuchen eine zentrale Rolle. In München ist es unter anderem die Ludwig-Maximilians-Universität mit ihren zahlreichen Einrichtungen, die im Zusammenhang mit Tierversuchen auftaucht. Die Experimente mit der Übertragung von Schweineherzen auf Affen sind ein Beispiel aus der Datenbank.
Experimente mit Tieren gehen nicht nur auf das Konto wissenschaftlicher Einrichtungen, auch Unternehmen aus der freien Marktwirtschaft sind dabei. Allein in München mischt den Erkenntnissen der Ärzte-Organisation zufolge ein halbes Dutzend privater Firmen mit.
Die dauerhaft hohen Tierversuchszahlen sowie die wachsende Zahl tierexperimenteller Einrichtungen seien alarmierend, heißt es in einer Erklärung des Vereins. Hier müsse die Politik endlich die Notbremse ziehen, meint Vizevorsitzende Corina Gericke.
"Versuche an Tieren", sagt sie, "sind nicht nur aus ethischen Gründen abzulehnen, sondern vor allem auch, weil sie irrelevante, nicht übertragbare Ergebnisse liefern. 95 Prozent der am Tier als sicher und wirksam getesteten neuen Medikamente fallen bei der Prüfung am Menschen durch, weil sie nicht wirken oder fatale Nebenwirkungen haben."
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