München: Die AZ blickt exklusiv hinter die Kulissen der S-Bahn-Stammstrecke
München - Wir treffen uns am Ostbahnhof. Lokführer Markus Oliveira (36) öffnet die Tür und lässt mich ins Führerhaus der S2, die weiter bis nach Petershausen fährt.
Oliveira ist einer von rund 600 Lokführern der S-Bahn München die jeden Tag zirka 840.000 Menschen an ihr Ziel bringen. In Spitzenzeiten fahren alle zwei Minuten Züge durch die Stammstrecke – in beiden Richtungen – und man merkt schnell, dass die Grenze der Belastbarkeit erreicht ist und die 2. Stammstrecke dringend benötigt wird.
Man hat noch ein paar Sekunden gewinnen können, weil sich die Türen jetzt bei jedem Halt automatisch öffnen, aber damit sind auch die Möglichkeiten für ein schnelleres Weiterkommen erschöpft.
Und dann geht es auch schon los. Nachdem Markus Oliveira sichergestellt hat, dass alle Türen geschlossen sind, setzt sich die S2 in Bewegung und wir verschwinden im Untergrund.
Keine Ruhe
Im Tunnel ist es dunkel. Richtig dunkel. Wer jetzt glaubt, dass er sich entspannt zurücklehnen kann und eine ruhige Kugel schiebt, hat sich getäuscht.
Die Stationen der Stammstrecke liegen nahe beieinander und so ist er permanent damit beschäftigt, zunächst in den Bahnhof einzufahren, die Türen zu öffnen, zu kontrollieren ob alles in Ordnung ist und sobald das Signal grünes Licht gibt, weiterzufahren.
Innerhalb der Stammstrecke wird zusätzlich über Kameras kontrolliert. Immer aus der Dunkelheit ins Licht der Haltestellen und zurück ins Tunneldunkel.
Rascher Lichtwechsel
Die Augen gewöhnen sich an den schnellen Wechsel sagt Oliveira. Rosenheimer Platz, Isartor, Marienplatz, Stachus, Hauptbahnhof. Immer der gleiche Ablauf. Dann wird es wieder hell und wir fahren auf die Hackerbrücke zu.
Bald ist meine Fahrt zu Ende und ich fahre wieder zurück zum Ostbahnhof. Natürlich mit der S-Bahn.
Gute Fahrer werden immer gesucht, gerne auch Quereinsteiger hat mir Markus Oliveira noch erzählt. Vielleicht etwas für Sie?
In diesem Sinne eine schöne Woche,
Ihr Sigi Müller