München: CSU sucht Nachfolger für Josef Schmid - Diese Varianten sind möglich
München - Wenn es knallt, sind alle erstmal erschrocken. Wenn plötzlich ein Bürgermeister abtritt, weiß eine Partei nicht so recht, was sie tun soll.
Die CSU am Tag nach Bürgermeister Josef Schmids Rückzugs-Knaller: ein aufgescheuchter Haufen ohne klaren Plan.
Doch wie hätte man sich auch vorbereiten sollen? Partei und Fraktion haben ihre talentierten Nachwuchs-Leute in den letzten Monaten verteilt: Die einen wurden Verwaltungsreferent (Alexander Dietrich), die anderen sollen Referentin werden (Kristina Frank für Kommunales), andere stolperten über eigene Skandale (Georg Schlagbauer), gingen in den Bundestag (Michael Kuffer) oder erklärten schon, für den Landtag zu kandidieren (Hans Theiss). Offenbar dachte niemand, dass man schnell einen neuen Bürgermeister, eine neue kommunalpolitische Nummer Eins suchen müsste. Muss man jetzt aber. Denn Schmid will 2018 in den Landtag, ist nur noch ein Bürgermeister auf Abruf.
Wie berichtet, hat Schmid selbst Fraktionschef Manuel Pretzl ins Spiel gebracht. Der zeigt sich grundsätzlich offen. Doch tut es sich der Chef des Jagd- und Fischereimuseums wirklich an? Er wäre nur ein Übergangs-Bürgermeister für eineinhalb Jahre. Nach der Wahl würden die Karten neu gemischt. Die Aufgabe gilt CSU-intern als sehr unattraktiv. Und: Ist dieses Personalproblem gelöst, gäbe es noch ein anderes. Denn dann wäre der Posten des Fraktionschefs nicht besetzt. Und alle Jüngeren, denen die Aufgabe einst zugetraut wurde, stehen nicht mehr zur Verfügung (siehe oben).
Folgende Konstellationen sind jetzt denkbar:
1. Pretzl wird Bürgermeister – und bleibt Fraktionschef. Eine ungewöhnliche Variante. Doch Pretzl würde seinen Status als klare CSU-Nummer Eins festigen. Ob Pretzl darauf Lust hat, gilt aber als sehr unsicher. Zudem würden keine neuen Gesichter rangeführt. Wahrscheinlichkeit: niedrig.
2. Pretzl wird Bürgermeister, Hans Podiuk Fraktionschef. Stadtrats-Schlachtross Hans Podiuk ist über 70. Doch sein Rat könnte in nächster Zeit gefragt sein wie lange nicht. "Die Jungen brauchen noch fünf Jahre, bis sie höhere Aufgaben im Kreuz haben", heißt es aus Fraktionskreisen. Podiuk könnte – mal wieder – einspringen. Aber nicht als Bürgermeister, wie mancher im Rathaus auch munkelt. Denn wie die Stadt auf AZ-Nachfrage bestätigt, darf der Bürgermeister bei seiner Wahl, wie ein OB, nicht älter als 65 sein. Nachteil der Pretzl-Podiuk-Variante: Ein Aufbruchssignal sieht anders aus. Wahrscheinlichkeit: hoch.
Wird eine Nachwuchskraft Fraktionschef?
3. Evelyne Menges wird Bürgermeisterin, Pretzl bleibt Fraktionschef: Diese Variante fällt bei CSU-Insidern immer wieder. Sie würde das Machtvakuum im Rathaus klar verschieben. Pretzl wäre künftig auch als Fraktionschef die klare Nummer 1 der CSU im Stadtrat. Menges, die eigentlich auch in den Landtag will, eher eine verwaltende Bürgermeisterin – wie Christine Strobl, die dritte Bürgermeisterin von der SPD. Wahrscheinlichkeit: mittel.
4. Pretzl wird Bürgermeister, eine Nachwuchs-Kraft Fraktionschef. Diese Variante schien nach Schmids Rückzugs-Ankündigung zunächst die wahrscheinlichste. Aber hört man sich unter einflussreichen CSU-Leuten um, fällt nicht mal am Rande auch nur ein Name, wem aus der Fraktion der Job an der Spitze auch nur ansatzweise zugetraut wird. Eine solche Konstellation scheint überhaupt nur denkbar, wenn Hans Podiuk im Hintergrund trotzdem sehr stark eingebunden wird. Wahrscheinlichkeit: niedrig.
Die Referenten Alexander Dietrich und (bald) Kristina Frank übrigens stehen nicht zur Verfügung. Zweiter Bürgermeister kann nur ein "normaler" Stadtrat werden. Frank bestätigt der AZ auf Nachfrage, dass sie sich wie geplant Anfang des Jahres zur Kommunalreferentin wählen lassen will.
Die Namen Dietrich und Frank fallen in diesen Tagen trotzdem immer wieder. Beide gelten als mögliche OB-Kandidaten für die (aus CSU-Sicht deprimierend aussichtslose) Wahl 2020.
OB-Nachfogler: Was will der Neue?
So wie der von Hans Theiss, der 2018 wohl in den Landtag einzieht. Das erste Zugriffsrecht auf die OB-Kandidatur hat aber jetzt auch Manuel Pretzl. Von dem, was der neue starke Mann will, hängt ab sofort sehr viel ab in der CSU. Die stand am Donnerstag weiter auch unter dem Druck der SPD. Die Münchner Parteichefin Claudia Tausend kritisierte scharf, dass Schmid sich erst in einem Jahr aus dem Rathaus zurückzieht.
"Er sollte früher Schluss machen", sagte Tausend im Gespräch mit der AZ. "Er müsste sich jetzt auf die Landtags-Kandidatur konzentrieren." In der SPD verweist man genüsslich darauf, dass Christian Ude 2013 seine Tätigkeit als Oberbürgermeister ruhen ließ, als er Ministerpräsident werden wollte. Schmid aber hat vor, Bürgermeister, Wirtschaftsreferent und Landtagskandidat zugleich zu sein.
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