München-Bilder: Von der Kleinstadt zur Metropole
München - München 1850? Ein Kaff, mit Verlaub. Großstadt? Metropole? Das alles kommt erst noch. Boom-Town freilich ist die Stadt damals schon. Denn genau um 1850 setzt München an zum großen Höhenflug.
All dies ist fotografisch genau dokumentiert. Und so ist eine Stadt zu sehen, die sich aufmacht, alle Grenzen und Höhen zu sprengen.
Eine Stadt, in der an allen Ecken und Enden gebaut und gebuddelt wird. Eine Stadt, die heute so nicht mal mehr annähernd existiert.
Das Stadtarchiv hat die Schätze seiner bedeutenden Foto-Sammlung durchforstet. Und der Schirmer/Mosel-Verlag daraus einen sehenswerten Schmöker gemacht: "München im 19. Jahrhundert, Photographien 1850-1914" (278 Abbildungen, 49,80 Euro, ab Montag im Handel).
Noch 1810, als die alten Stadtmauern geschleift worden sind, hat München gerade mal 40000 Einwohner. Da liegt heute selbst Freising locker drüber.
Nach der Revolution, dem Machtverzicht Ludwigs I. (1848) und der Revision der alten Gemeindeordnung 1869 (wonach sich der Staat aus kommunalen und vor allem finanziellen Angelegenheiten der Kommunen raushalten musste) blüht die Stadt auf.
Es geht jetzt Schlag auf Schlag: Auf 170000 Einwohner wächst die Stadt 1869. Dank vieler Eingemeindungen (1854: Au, 1864: Ramersdorf, Sendling, 1890: Neuhausen, Schwabing, 1892: Bogenhausen, 1899: Nymphenburg, Gern, 1900: Laim, Thalkirchen, Obersendling, 1913: Moosach, Milbertshofen, Oberföhring, Berg am Laim) steigt die Einwohnerzahl zunächst auf 262000 (1886), um dann mit 640000 (1912) förmlich zu explodieren.
Die Gründerzeit dieser Jahre bewirkt eine hektische Bautätigkeit, in der die altbekannten Isarbrücken, 42 Schulen, das Tram-Netz, die Kanalisation, Bäder, vier Groß-Friedhöfe, die Stromversorgung, Feuerwache und Polizeipräsidium, Sparkasse, Arbeitsamt und Großmarkthalle entstehen.
Klar, dass sich auch die stolze Bürgerschaft ein Denkmal setzt: das Neue Rathaus (anstelle des staatlichen Landschaftshauses am Marienplatz), bewusst in flandrischer Gotik errichtet – als bewusster Gegensatz zum barock-klassizistischen Mief der Residenzstadt.
Erst der Krieg 1914 setzt dem Boom ein Ende. Vorerst.
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