München: Baukindergeld bringt den Familien nichts

Familien, die bauen oder kaufen, sollen Zuschüsse bekommen – so will es die GroKo. In vielen Regionen aber bewirkt die Wohltat nur wenig.  
von  oz
Wer in München baut oder kauft, profitiert kaum vom Baukindergeld.
Wer in München baut oder kauft, profitiert kaum vom Baukindergeld. © dpa

Familien, die bauen oder kaufen, sollen Zuschüsse bekommen – so will es die GroKo. In vielen Regionen aber bewirkt die Wohltat nur wenig.

München - In der Nacht auf Mittwoch fuhren die Spitzen der Großen Koalition schweigend vom Hof des Kanzleramts. Es war dann Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) vorbehalten, am Mittwochmorgen den weißen Rauch beim Streitthema Baukindergeld zu verkünden. Schließlich ist es ein Wunschprojekt von CDU und CSU. Und man will zeigen: Auch jenseits des erbitterten Asylstreits wird noch regiert.

Baukindergeld: Sinnlos oder Segen?

Was bringt das Baukindergeld den Häuslebauern und Wohnungskäufern tatsächlich? Oder ist der Bau- oder Kaufzuschuss von 12 000 Euro (gezahlt über zehn Jahre) für Familien nur ein "teures Wahlgeschenk" Horst Seehofers für sein Klientel – "auf Kosten der Mieter", wie es Linken-Fraktionsvize Caren Lay nennt? Für Käufer in angespannten Wohnungsmärkten ist die Wirkung der Förderung gering, wie eine am Freitag veröffentlichte Analyse von Immowelt ergibt.Im Klartext heißt das: Für Münchner beispielsweise ist das Baukindergeld nur ein Tropfen auf den heißen Stein und bringt fast gar nichts.

Kosten lassen sich nicht im Ansatz decken

Laut Immowelt kostet in München eine familientaugliche Wohnung (vier Zimmer, ab 80 Quadratmetern) inklusive Kaufnebenkosten im Schnitt rund 570 000 Euro. Eine Familie mit einem Kind erhält über zehn Jahre ein Baukindergeld von 12 000 Euro – das sind etwas mehr als zwei Prozent vom Kaufpreis der Wohnung. Damit lassen sich nicht mal im Ansatz die Nebenkosten beim Kauf – die auch noch direkt nach dem Erwerb anfallen – decken. Schlimmer ist die Lage im Landkreis Starnberg, dort ist die Quote noch geringer: Nur schlappe 1,2 Prozent des Immo-Preises übernimmt hier der Staat – so wenig wie nirgendwo anders in Deutschland. "In Ballungsräumen mit hoher Nachfrage und geringem Angebot haben sich die Immobilienpreise in den vergangenen Jahren so stark verteuert, dass das Baukindergeld kaum Wirkung zeigen wird", sagt Immowelt-Chef Carsten Schlabritz. "München und dessen Speckgürtel sind dabei kein Einzelfall." Schlabritz kritisiert, dass sich durch das Baukindergeld die Eigentumsquote nicht wesentlich verändern werde – "besonders in angespannten Wohnungsmärkten ist der Effekt zu gering".

Für Familien in Bayern ändert sich durch die Bau-Förderung wenig

In den größten Teilen Bayerns ändert sich für Familien durch die Bau-Förderung wenig. "Unter den 20 Stadt- und Landkreisen mit den höchsten Immobilienpreisen und damit den niedrigsten Förderquoten befinden sich 18, die in Bayern liegen", teilt Immowelt mit. Dazu gehören die Landkreise München (1,7 Prozent), Miesbach (1,8 Prozent) oder Dachau (1,9 Prozent). Eine höhere Erleichterung bringt das Baukindergeld Familien in Nordbayern. In den bayerischen Landkreisen Hof oder Wunsiedel etwa liegt die Quote bei rund 14 Prozent.  

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