München bald Service-Wüste: HVB-Schalter nur noch halbtags offen

Immer mehr Fusionen, immer weniger Service. Die Hypo-Vereinsbank läutet jetzt eine neue Runde ein: Das bayerische Traditionsunternehmen baut sein Filialnetz radikal um. Die Gewerkschaft Verdi protestiert am Montag gegen den Stellenabbau auf einer Kundgebung am Odeonsplatz.
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Nur noch morgens kann man die Filialen der Hypovereinsbank besuchen.
dpa Nur noch morgens kann man die Filialen der Hypovereinsbank besuchen.

MÜNCHEN - Immer mehr Fusionen, immer weniger Service. Die Hypo-Vereinsbank läutet jetzt eine neue Runde ein: Das bayerische Traditionsunternehmen baut sein Filialnetz radikal um. Die Gewerkschaft Verdi protestiert am Montag gegen den Stellenabbau auf einer Kundgebung am Odeonsplatz.

Eine Überweisung aufgeben oder einen Dauerauftrag löschen, das könnte für Kunden der Hypo-Vereinsbank (HVB) schon bald verdammt schwierig werden. In rund 70 Prozent der zurzeit knapp 650 Filialen will die Bank die Kassenschalter für einfache Dienstleistungen in Zukunft nur noch vormittags öffnen. Am Nachmittag sollen die Kunden Selbstbedienungs-Automaten nutzen. In unwirtschaftlichen Geschäftsstellen werden einfache Dienstleistungen sogar ganz automatisiert. Die HVB spart gewaltig am Service für ihre rund drei Millionen Privatkunden.

Ein HBV-Sprecher bestätigte einen Bericht, wonach in einem ersten Schritt, bis Mai kommenden Jahres, 200 der 650 Geschäftsstellen auf das neue Filialkonzept umgestellt werden sollen. Ausgewählt wurden defizitäre Kleinststandorte, die insgesamt rund 475 Mitarbeiter beschäftigen. Die anderen Filialen sollen bis 2011 folgen.

Mit dem Umbau sollen die Mitarbeiter von einfachen Arbeiten entlasten werden, damit sie mehr Zeit für die Kundenberatung bekommen. Zugleich erhöht die HVB den Druck auf unrentable Filialen. „Alle unsere Standorte sollen auf Sicht von zwei bis drei Jahren auf Vollkostenbasis profitabel arbeiten“, sagte HVB-Manager Willibald Cernko.

Seit 2005 baut die italienische Unicredit das bayerische Traditionsunternehmen Schritt für Schritt um. 1800 der 23000 Arbeitsplätze sind bereits weggefallen. Bis 2011 will Unicredit weitere 2500 Stellen abbauen: „Ein Konzept, wo diese Arbeitsplätze wegfallen sollen, lag bisher nicht vor“, sagt Gewerkschaftssekretärin Sigrid Stenzel, die bei Verdi für Banken in München zuständig ist. „Jetzt wissen wir wenigstens, dass die Geschäftsleitung auch ans Filialnetz heran will.“

Auch OB Ude kommt zur Protestkundgebung

Montag wird die Gewerkschaft mit einer Kundgebung am Odeonsplatz gegen die Abbaupläne protestieren. Auch Oberbürgermeister Christian Ude wird an der Veranstaltung um 17.30 Uhr teilnehmen. Der Betriebsrat fordert Standortsicherung und Kündigungsschutz bis 2011. Die unklare Situation mache den Leuten zu schaffen. Sie hätten den Eindruck, der Betrieb werde ausgeschlachtet. Die Stimmung in der Belegschaft sei „ärgerlich bis wütend“, heißt es beim Betriebsrat.

Auch für Kunden befürchten die Gewerkschaftler Schlimmes: „Jetzt das Filialnetz umzubauen ist genau das falsche Zeichen“, sagte Stenzel. Schließlich würden viele Banken derzeit wieder das Privatkundengeschäft entdecken. „Da passen Einschnitte beim Service nun wirklich nicht in die Landschaft.“

E. Panagiotidis, DA

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