München: Aufstand gegen Spitzenpärchen bei den Grünen

Schon seit Tagen wird über Florian Roth und Gudrun Lux gemunkelt. Letztere ist als Vorsitzende der Münchner Grünen zurückgetreten.
Emily Engels
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Sitzen am Freitagabend auf dem Parteitag im MOC noch gemeinsam in der ersten Reihe: Fraktionschef Florian Roth (v. l.) mit Baby, OB-Kandidatin Katrin Habenschaden und Noch-Parteichefin Gudrun Lux.
Sigi Müller Sitzen am Freitagabend auf dem Parteitag im MOC noch gemeinsam in der ersten Reihe: Fraktionschef Florian Roth (v. l.) mit Baby, OB-Kandidatin Katrin Habenschaden und Noch-Parteichefin Gudrun Lux.

München - Positive Stimmung, Höhenflug, Erfolgswelle – hört man in letzter Zeit oft, wenn es um die Münchner Grünen geht. Doch aus parteiinternen Kreisen tönte das anders. Dort spricht man von einem regelrechten "Drama", das sich bei der Aufstellung der Stadtratsliste abgespielt haben soll.

In den Hauptrollen: Fraktionschef Florian Roth und Parteichefin Gudrun Lux, die eine enge persönliche Verbindung haben: Sie sind verheiratet, haben ein Kind. Um das Ende des Dramas vorwegzunehmen: Lux ist am Dienstag als Vorsitzende zurückgetreten.

Grünen-Vorsitzende Lux wollte auf die Stadtratsliste

Der Verlauf: Alles habe am Samstag damit begonnen, dass Lux für Platz 25 der Stadtratsliste kandidiert habe. Obwohl sie das bei der Wahl zur Vorsitzenden explizit ausgeschlossen hatte. Auf Nachfrage habe sie geantwortet, so heißt es aus der Partei: Sie habe nur ausgeschlossen, auf Platz 1 bis 20 zu kandidieren.

In der Stichwahl um Platz 25 entschied sich die Partei dann deutlich gegen sie – Lux bekam etwa 30 Prozent, die außerhalb der Partei komplett unbekannte Gunda Krauss zirka 60. Der folgende Wahlgang um Platz 26 war der letzte angemeldete – zumindest war das vorab so angekündigt worden.

Denn Gudrun Lux habe plötzlich doch noch über Platz 27 abstimmen lassen wollen, berichtet ein Parteiinterner. Das sei durchs Präsidium und gutes Zureden verhindert worden. "Das eigentliche Drama kam danach und sorgte für die Verzögerung von über einer Stunde", heißt es weiter.

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Gudrun Lux wollte sich selbst auf Platz 27 setzen

Denn jetzt ging es darum, die Plätze ab 26 zu setzten. Das Problem: Lux, da noch Vorsitzende und für die Liste verantwortlich, wollte sich selbst auf Platz 27 befördern. Aus dem Vorstand habe es jedoch die Tendenz gegeben, sie solle gar nicht auf die Liste.

Um 23.30 Uhr habe man sich auf einen Kompromiss geeinigt: Lux bekam Platz 29 auf der Liste. Doch bei der Schlussabstimmung, bei der die gesamte Liste vorgelegt wird, sei sie fast rausgeflogen, beschreibt ein Grünen-Mitglied.

Problematisch: Private Verbindung zu Florian Roth

Schon 2016, als Lux zur Vorsitzenden der Münchner Grünen gewählt wurde, habe es Zweifel darüber gegeben, ob eine private Verbindung wie die zwischen ihr und Roth vertretbar sei. Fraktion und Partei sind traditionell jeweils sehr selbstständig und selbstbewusst. Dass auch Roth von längst nicht allen Grünen in der Fraktion gewollt ist, zeigt sein Wahlergebnis.

Auf Platz 2 wurde er mit 72,35 Prozent gewählt – und das ohne Gegenkandidat. Roth zum Ergebnis: "Mehr wünscht man sich immer." Über die Motive mutmaßen wolle er nicht.

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Ein Parteimitglied bestätigt, dass die Ehe von Roth und Lux schon seit Längerem Thema sei. "Wie politisch distanziert kann es da zugehen?", sagt es. Aus der Partei tönt auch der Vorwurf, dass die Stadtpolitik im Hause Lux-Roth abends am Küchentisch kalibriert werde.

Ein anderer Grüner sagt der AZ, dass weniger die Tatsache an sich, dass Roth und Lux verheiratet sind, für viele in der Partei bedenklich sei, sondern eher ihr Umgang damit. Spreche man sie darauf an, würden sie in die Gegenoffensive gehen, statt die Kritik an- und ernstzunehmen.

Gudrun Lux tritt als Parteichefin der Grünen zurück

Zumindest die bisherige Konstellation hat ein Ende: Denn Gudrun Lux teilt gestern im sozialen Netzwerk Facebook mit: Sie tritt als Parteichefin zurück.

Gegenüber der AZ verweist sie auf rein persönliche Gründe für ihren Rücktritt. Über eine Nachfolgerin wollte man sich im Vorstand am Dienstag noch nicht äußern. Es sind aber schon mit Julia Post und Anais Schuster-Brandis erste Namen gefallen.

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