München: Aufstand gegen Christkindlmarkt in der Sendlinger Straße
München - Es ist noch eine ganze Weile hin, bis der Duft nach Bratwurst und Glühwein wieder über der Stadt liegt. Doch der Christkindlmarkt 2018 liegt vielen jetzt schon schwer im Magen. Es gibt einen heftigen Streit zwischen Geschäftsleuten in der City und dem Referat für Arbeit und Wirtschaft. Der Grund: Die Läden in der Sendlinger Straße fürchten Geschäftsschädigung wegen feiernder Menschentrauben vor ihren Schaufenstern.
Hintergrund ihrer Angst: Wegen der Sanierung des Ruffinihauses können auf dem Rindermarkt im Dezember keine Christkindlmarkt-Buden stehen. Hier wird das Materiallager der Baustelle sein. Die Stadt plant für die 14 Budenbesitzer – als Ersatz – einen Platz in der Fußgängerzone Sendlinger Straße: zwischen Konen und Juwelier Fridrich sowie zwischen Hackerhaus und Hofstatt – auf der anderen Straßenseite.
Die Geschäftsinhaber wollen aber keine großen Würstl- und Punschbuden vor ihren Fenstern. Stephan Lindner, Mit-Inhaber von Juwelier Fridrich, ärgert sich: "Mit so einer zusätzlichen Feiermeile mit Getränke- und Würschtlständen wirft uns die Verwaltung einen Knüppel zwischen die Beine."

Hier ist jetzt jahrelang Baustelle - die Buden müssen also weg. Foto: Zick
Vor Weihnachten sind die umsatzstärksten Monate
Der Einzelhandel werde im wichtigen Weihnachtsgeschäft empfindlich geschwächt, dafür habe er kein Verständnis. "Mehr als 20 Prozent des Jahresumsatzes mache ich im Dezember. Unsere Kunden wollen stressfrei nach Uhren und Schmuck schauen. Was, wenn mir jeder zweite Kunde wegbleibt?", sagt er – und spricht damit auch die Sorgen der Nachbarn an. Denn Optiker haben ebenso im November und Dezember ihre umsatzstärksten Monate.
Eine enge, verstopfte Sendlinger Straße befürchtet Wolfgang Püschl (SPD), Vize-Vorsitzender des BA Altstadt-Lehel: "Was hier passiert, ist gravierend. Wir sind strikt dagegen", erklärt er. Bei der dreistündigen Sitzung mit dem Referat für Arbeit und Wirtschaft hätten die Geschäftsinhaber die Verwaltung gebeten: Bitte tut das nicht! "Doch die Stadt ist ihnen mit einer bequemen, arroganten Haltung begegnet. Sie zeigte wenig Wille nach alternativen Standorten zu suchen", sagt Püschel.
Mit anderen Politikern aus der Altstadt regte er an, zu prüfen, ob Buden vor die Oper, vor die Residenz, an den Frauenplatz am Dom – oder an den ungenutzten Biergarten am Viktualienmarkt verlegt werden könnten – zumindest 2018. Der Bezirksausschuss steht klar hinter den Geschäftsinhabern, die um ihren Weihnachtsumsatz bangen. Wolfgang Püschl hat zudem Sorge "dass das Provisorium zur Dauereinrichtung wird". Juwelier Stephan Lindner, dessen Ururgroßvater das Trauringhaus gegründet hat, will sich wehren: "Der Christkindlmarkt wächst wie ein Krake. Wir werden prüfen, ob es rechtliche Möglichkeiten für uns gibt."