München: Aids-Kranke hat Sex ohne Schutz
München - Mit verschränkten Armen sitzt die aidskranke Lacramiora M. (29) auf der Anklagebank vor dem Münchner Schöffengericht. Reue zeigt sie nicht. Sie entschuldigt sich nicht einmal bei Ali C. (55), mit dem sie über Monate ungeschützten Geschlechtsverkehr hat.
Zum Glück steckte sie ihn nicht an. Für ihr rücksichtsloses Vorgehen bekommt sie jetzt die Quittung: Zwei Jahre Haft wegen versuchter Körperverletzung in 70 Fällen. Entgegen dem Strafantrag von Staatsanwalt Andreas Franck wird die Strafe von Richterin Margot Eisenmann zur Bewährung ausgesetzt.
Die Richterin in ihrer Urteilsbegründung: „Wir wollen Ihnen nochmal eine Chance geben, ihren Sohn zu sehen.“ 2008 verlässt Lacramiora M., der Vorname bedeutet Maiglöckchen, ihre Heimat Rumänien. In München soll sie auch als Prostituierte gearbeitet haben.
Ein Jahr später kommt sie mit Fieber und Schweißschüben in die Uni-Klinik an der Pettenkoferstraße. Die Angeklagte: „Es ist ein Schock gewesen, als die Ärzte mir sagten, dass ich HIV infiziert sei.“ Laut Arztbrief, der dem Gericht vorliegt, ist sie im Infektionsstadium 4. Sie wird aufgeklärt, dass sie keinen ungeschützten Sex haben darf.
Sonst mache sie sich strafbar. Trotz der Warnung geht sie mit Ali C. ins Bett, weil er ihr eine Wohnung in der Lindwurmstraße kostenlos zur Verfügung stellt. Aber nicht nur mit Ali C. soll die Angeklagte ungeschützt Geschlechtsverkehr gehabt haben. Sie wird plötzlich schwanger, im Dezember 2011 bringt sie einen Sohn zur Welt. Die Ärzte schalten die Polizei ein.
Beim Verhör gesteht die Angeklagte, dass sie neben Ali C. noch zwei weitere Männerbekanntschaften hat. Einer davon ist der Vater. Die Männer machen freiwillig einen Aids-Test. Keiner von beiden ist infiziert.
Der Sohn wächst bei einer Pflegefamilie auf. Die Angeklagte arbeitet als Putzfrau, sechs Tage in der Woche. Der Verdienst ist gering: 800 Euro netto im Monat. Miete muss sie davon nicht aufbringen, sie darf bei Ali C. wohnen, der ihr verziehen hat.
Er sagt vor Gericht: „Für mich ist nur wichtig, dass ich gesund bin.“ Lacramiora M. nimmt an einer Uni-Studie teil, bekommt regelmäßig Medikamente. Sie darf auch ihren Sohn besuchen. Ihr Ziel: „Dass ich irgendwann mit meinem Kind zusammen leben darf.“