München: Abmahn-Anwältin steht selbst vor Gericht
Das Verfahren gegen eine Abmahn-Anwältin wird neu aufgerollt. Die Verhandlung ist bizarr.
München - Die drei Anwälte marschieren am Freitag zur Tür des Verhandlungssaals, um prompt wieder umzudrehen. Minuten später kehrt die Rechtsanwältin mit ihren beiden Verteidigern zurück und betritt den Verhandlungsraum. Fotos dulde seine Mandantin nicht, stellte einer der beiden Anwälte klar. Dass Gesichter unkenntlich gemacht würden, sei ihm egal. Der Beginn einer fragwürdigen Verhandlung.
Vor dem Landgericht München I muss sich die 41 Jahre alte Rechtsanwältin unter anderem wegen Betrugs verantworten. Sie war vor mehr als zehn Jahren als Anwältin für dubiose Online-Portale tätig. Ihre Aufgabe war es damals, Mahnbriefe zu verschicken. Auf jenen Internetseiten – sogenannten Abofallen – wird meist nur im Kleingedruckten beiläufig erwähnt, dass es sich um ein kostenpflichtiges Angebot handelt.
Anklageschrift kaum zu verstehen
Bereits 2009 wurde gegen die Rechtsanwältin ermittelt. Ein Jahr später wurde das Verfahren allerdings wieder eingestellt. Weshalb die Juristin nun erneut vor Gericht steht, bleibt offen. Wie viele andere Fragen. Der Staatsanwalt spricht bei der Verlesung der Anklageschrift derart schnell, dass nur Wortfetzen zu verstehen sind. Beide Richter der Wirtschaftskammer sprechen mit so leiser Stimme, dass die Worte kaum am anderen Ende des Raums ankommen. Anwalt Peter Witting, der Verteidiger der Beschuldigten, weist daraufhin, welche Folgen die Berichterstattung bereits für seine Mandantin hatte.
Den Fall erneut aufzuplustern, daran hatten allem Anschein nach weder Anwälte noch Richter Interesse. Weshalb – das erfährt der Beobachter nicht. Am 29. März wird weiterverhandelt.
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