München: Ab 1. März gibt es die Gutscheine für Frauen-Taxis

Ohne langes Warten nachts direkt nach Hause kommen: Das ist für Frauen in München, die sich unsicher fühlen, nun möglich – vielleicht auch bald per App.
von  Thilo Schröder
OB Dieter Reiter (SPD) übergibt die ersten Frauentaxi-Gutscheine an Marie Sophie Mayer (v.l.), Ruth Kähler und Franziska Gern.
OB Dieter Reiter (SPD) übergibt die ersten Frauentaxi-Gutscheine an Marie Sophie Mayer (v.l.), Ruth Kähler und Franziska Gern. © Peter Kneffel/dpa

München - Frauen können ab Sonntag, 1. März, spätabends und nachts günstiger im Taxi nach Hause kommen. Die Stadt will damit jenen helfen, die sich nachts fürchten. Die Stadt München zahlt ihnen künftig einen Fünf-Euro-Zuschuss im Rahmen ihres neuen Frauentaxi-Programms. OB Dieter Reiter (SPD) hat gestern vorab die ersten drei Gutscheine in der Stadtinformation überreicht.

Gutscheine für Frauen, Transfrauen und Diverse

Konkret bekommen Frauen, Transfrauen und Diverse ab 16 Jahren für Taxifahrten zwischen 22 Uhr und 6 Uhr pro Fahrt einen entsprechenden Gutschein, wenn sie sich zu einer Wohnadresse fahren lassen. Weigern sich Taxler, den Gutschein anzunehmen, kann man sich das quittieren lassen und erhält das Geld von der Stadt.

Abholen müssen Frauen die gelben Gutscheine im Voraus, es gibt sie in den Bürgerbüros und Sozialbürgerhäusern, in der Gleichstellungsstelle im Rathaus sowie in der Stadtinformation. Pro Besuch bekommen Frauen drei Gutscheine. Da bei Abholung keine Daten aufgenommen werden, können sie jedoch so oft sie wollen zurückkommen.

Münchner Mobilität-App soll noch 2020 kommen

Die Stadtinformation hat auch samstags geöffnet, die meisten Stellen aber nur montags bis freitags, teils nur vormittags. Man könne ja in der Mittagspause vorbeikommen, sagte Reiter. Für eine flexiblere Nutzung wünsche er sich aber eine Mobilitäts-App, die das vorhandene Angebot von MVG, S-Bahn und Taxis, inklusive Frauentaxis, vereint. Er gehe davon aus, "dass wir so eine App noch dieses Jahr präsentieren können".

Zum symbolischen Startschuss am Donnerstag sind drei Frauen gekommen, für die es kein Problem darstellt, die Öffnungszeiten mit sonstigen Aktivitäten zu vereinbaren. "Man ist ja oft in der Stadt und kann sich die Gutscheine als Vorrat in der Tasche holen", sagt Ruth Kähler (20).

Bei Bedarf schnell aufs Taxi zurückgreifen und nicht auf einen Bus warten zu müssen, befürworte sie. Es gebe nachts "Situationen, in denen man sich nicht sicher fühlt", sagt auch Marie Sophie Mayer (19). Allein das Wissen um die Möglichkeit, ein Frauentaxi zu nutzen, sei beruhigend, ergänzt Kähler.

Lob auch aus der Stadtrats-Opposition

Für Rentnerin Franziska Gern ist das Angebot dagegen praktisch, wenn sie nachts am Flughafen oder Bahnhof ankommt und die Optionen im Nahverkehr begrenzt sind. Ob sie sich nachts unsicher fühle und auch deswegen aufs Taxi zurückgreife? "Ich bin kein ängstlicher Mensch", betont Gern.

Lob kommt auch aus der Stadtrats-Opposition. Anja Berger (Grüne) hatte bereits vor sechs Jahren einen Antrag gestellt, um Frauentaxis einzuführen. Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle (SPD) äußerte lange Zeit Bedenken: Das subjektive Unsicherheitsgefühl sei zwar nach einer Erhebung unter Frauen in München größer als unter Männern. Letztere dürften jedoch nicht durch vergünstigte Frauentaxis diskriminiert werden.

Frauentaxis sind keine neue Idee

In anderen Großstädten gibt es Frauentaxis seit Jahrzehnten – in Hannover etwa bereits seit inzwischen 26 Jahren. Ungeachtet der Verzögerung überwiege aber die "Freude, dass der Antrag durchgegangen ist", sagte Berger. "Vielleicht auch Dank der anstehenden Kommunalwahl, aber das ist ein Erfolg."

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